Manja Schreiner wird Hauptgeschäftsführerin
Tagesspiegel vom 10.12.2024
Die ehemalige Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (46) soll nach Tagesspiegel-Informationen die neue Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) werden. Sie löst damit Jan Eder ab, der das Amt fast 23 Jahre innehatte. Er kündigte seinen Abschied bereits vor Monaten für 2025 an. Die IHK- Berlin ist von den 79 Kammern bundesweit die zweitgrößte in Deutschland. In Berlin wäre Manja Schreiner die erste Frau in dieser Funktion.
Die IHK äußerte sich am Montag zu der Personalie nicht und verwies auf die Vollversammlung am Dienstag. Dort soll der Vorschlag der Findungskommission präsentiert werden, die Mitglieder der Vollversammlung wählen dann.
Manja Schreiner, die vor ihrer Funktion als CDU- Verkehrssenatorin zuletzt Hauptgeschäftsführerin der Fachgemeinschaft Bau war, hat es unter 180 Kandidatinnen und Kandidaten in die Endauswahl geschafft. Manja Schreiner soll nach Tagesspiegel-Informationen bereits am 2. Januar 2025 ihre Tätigkeit bei der IHK- Berlin beginnen. Auch dazu äußerte sich eine Sprecherin der Kammer nicht. Unbeantwortet blieb auch die Frage nach der Rolle Jan Eders, wenn Manja Schreiber ihr Amt antritt.
Schreiner war am 30. April 2024 von ihrem Amt als Senatorin für Mobilität, Verkehr , Klimaschutz und Umwelt zurückgetreten, nachdem die Universität Rostock ihr den Doktortitel aberkannt hat. „Dies tue ich, um Schaden vom Berliner Senat abzuwenden“, sagte die 46-Jährige damals zu ihrer Entscheidung.
Rücktritt wegen Plagiatsvorwürfen bei der Doktorarbeit
Ferner erklärte sie: „Ich habe an keiner Stelle meiner Dissertationsarbeit vorsätzlich getäuscht oder betrogen. Als Privatperson werde ich deshalb gegen diese Entscheidung der Fakultät Widerspruch einlegen“, erklärte Schreiner. Die Juristin hatte am 27. April 2023 ihr Amt als Senatorin angetreten.
Zu der bekannt gewordenen Personalie äußerten sich am Montag Vertreter aus Wirtschaft und Politik. „Wenn die Wahl am Dienstag so abläuft, dann kann der Wirtschaftsstandort Berlin sich freuen“, sagte Karin Teichmann, Sprecherin des Vorstands des Euref-Campus.
„Manja Schreiner hat sich uns, dem Euref-Campus, in ihrer Zeit als Senatorin innovationsfreudig, wirtschaftsfreundlich und mutig gezeigt. Sie hat Konflikte, auch innerhalb der Verwaltung, nicht gescheut, sondern ist mit offenem Visier, guter Vorbereitung und hohem zeitlichen Engagement in konstruktive Verhandlungen gegangen.“ Das seien in diesen Zeiten gute Voraussetzungen, um die Interessen der Berliner Wirtschaft „selbstbewusst, fachlich versiert und engagiert“ zu vertreten.
Die Hauptgeschäftsführerin der Nordostchemie-Verbände, Nora Schmidt-Kesseler, merkte an: „Die Wahl von Manja Schreiner zur Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin halte ich für eine strategisch kluge Entscheidung Manja Schreiner verfügt über umfassende Expertise in Politik und Wirtschaft und hat ein großes und breites Netzwerk. Diese Eigenschaften prädestinieren sie für die Führungsrolle und die anstehende Transformation der IHK Berlin .“ Ihr Profil verspreche eine „zukunftsorientierte und dynamische Führung“.
Die Präsidentin der Handwerkskammer, Carola Zarth, sagte, wenn die Delegierten der Vollversammlung sich für Manja Schreiner als Hauptgeschäftsführerin entscheiden, gewinne die IHK eine „versierte Verbandschefin“ mit großer Wirtschaftsexpertise. „Ihr strategisches Denken und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Berliner Handwerk in den vergangenen Jahren, wird auch zukünftig unseren Austausch beflügeln.“
Es gab aber auch verhaltene Stimmen. So bemängelten vereinzelt Spitzenvertreter der regionalen Wirtschaft, dass Schreiner „keine unternehmerische Erfahrung oder Expertise“ mitbringe. „Und mit dem Radwegestopp als damalige Senatorin steht sie nicht unbedingt für innovative, moderne Stadtentwicklung .“ Namentlich wollte sich niemand dazu äußern, da die Personalie noch nicht offiziell von der IHK bestätigt wurde.