Noch teurer, noch länger
Tagesspiegel vom 08.01.2025 von Valentin Petri
Das Paracelsus-Bad – unendliche Weiten: Das lässt sich inzwischen sowohl über die Kosten als auch über die Dauer der Sanierung sagen. Geduldige Schwimmer können sich auf ein Außenbecken freuen.
Man kann es inzwischen fast für eine Neujahrstradition halten: Regelmäßig tauchen neue Probleme bei der Sanierung der dringend benötigten Schwimmhalle auf. Nun haben die Berliner Bäderbetriebe die Prognose für das Großprojekt zum vierten Mal nach hinten korrigiert.
Mit einer Beendigung der Bauarbeiten sei Ende 2027 zu rechnen, heißt es in der Antwort der Betriebe auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Abgeordneten Klara Schedlich . Zuletzt war von Ende 2025 die Rede.
Seit 2019 werkeln die Betriebe nun an dem denkmalgeschützten Paracelsus-Bad. Ursprünglich war eine Wiedereröffnung im Herbst 2021 geplant. Aus zwei Jahren sind inzwischen also mindestens acht Jahre Bauzeit geworden.
„Ich erwarte vom Senat und den Bäderbetrieben, dass sie alles tun, um den Bau schnellstmöglich abzuschließen“, fordert Schedlich. „Reinickendorf braucht endlich wieder ein funktionierendes Paracelsus-Bad, damit alle Kinder im Bezirk Schwimmen lernen können und genügend Wasserfläche für Vereine und Einzelpersonen zur Verfügung steht.“
Das ganze Projekt wird nochmals deutlich teurer: Die Bäderbetriebe rechnen nun mit Gesamtkosten von rund 36 Millionen Euro. Das wären im Vergleich zur letzten Prognose nochmals rund vier Millionen Euro mehr. Anfangs waren für die Instandsetzung acht Millionen Euro veranschlagt.
Ursprünglich hatten die Bäderbetriebe lediglich eine Teilsanierung ohne komplexere Eingriffe geplant. „Es zeigte sich, dass die Bausubstanz stärker geschädigt war als zuvor absehbar“, heißt es in der Auskunft der Bäderbetriebe an die Grünen-Politikerin.
Die Mängelliste in dem 60er-Jahre- Bau wuchs und wuchs: Einer Auflistung aus dem vergangenen Jahr ist zu entnehmen, dass nun Trink- und Abwasseranlagen, Heizung und Lüftung komplett ausgetauscht werden müssen. Das Dach über der Schwimmhalle „erwies sich als nicht mehr tragfähig“ und wird erneuert bzw. teilweise ausgetauscht.
Hinzu kamen demnach höhere Auflagen für Denkmal- und Brandschutz, reichlich Schadstoffe und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Baubranche . Seit vergangenem Herbst ist auch klar, dass das Paracelsus-Bad ein Außenbecken bekommen soll.
Wegen der Sanierung des Paracelsus-Bades ist das Bad im Märkischen Viertel derzeit die einzige öffentliche Schwimmhalle im Bezirk. Schulklassen müssen für den Schwimmunterricht deshalb teilweise auf andere Bezirke ausweichen. In den ersten Wochen nach den Sommerferien stand Reinickendorf gänzlich ohne überdachte Schwimmbecken da, denn die Bauarbeiten im Bad im MV verzögerten sich unerwartet.