Seit Jahren gingen die vier Turmuhren nicht. Die Eigentümer suchten nach Spezialisten. Am Ende war die Reparatur überraschend einfach.
Berliner Morgenpost vom 14.02.2025 von Dirk Krampitz

In Frohnau scheint die Zeit still zu stehen. Der Reinickendorfer Ortsteil am nördlichen Stadtrand verströmt die Ruhe einer Kleinstadt. Aber auch im Wortsinn standen die Uhren zwischen Zeltinger Platz und Ludolfingerplatz lange still. Wie lange genau, kann niemand mehr so genau sagen. Aber die Zifferblätter an den vier Seiten des Turms zeigten über viele Jahre vier unterschiedliche, aber unbewegliche Uhrzeiten an.

Das war besonders ärgerlich, weil der 1910 erbaute Kasinoturm und 35 Meter hohe Turm von Anfang das zentrale  Wahrzeichen  der Gartenstadt Frohnau war. Selbst im Wappen des Ortsteils hat er seinen Platz gefunden. 141 Stufen führen zu einem mit einer Balustrade umgebenen Turmumgang in 26,5 Meter Höhe. Angeblich wurden Kaufinteressenten damals von der Terraingesellschaft, die die Gartenstadt entwickelt hat, auf den Turm eingeladen, damit sich diese ihren zukünftigen Grundbesitz von oben aussuchen konnten. Im Innern des Turms befanden sich ein Druckwasserbehälter zur Versorgung des Bahnhofsgeländes und der angrenzenden Gebäude sowie der Uhrwerksraum mit imposanten Zahnrädern des Uhr- und Läutwerks sowie Bleigewichten.

Mobilfunkantennen verbauten den Zugang zur Turmuhr von Frohnau

Von 2015 bis 2019 hat die Concarus Real Estate Invest GmbH den Turm saniert und 2021 an den offenen Immobilienfonds Berenberg Real Estate Berlin verkauft. Bereits während dieser Sanierung lief die Uhr nicht mehr. Aus dem Umfeld des heutigen Eigentümers war im Sommer des vergangenen Jahr zu hören , dass es sich bei den Uhren um vier verschiedene Uhrwerke handelt und die Reparatur deshalb wohl leicht mehrere Zehntausend Euro kosten würde, außerdem sei es nicht leicht, einen Spezialisten zu finden. Besonders schwierig sei die Reparatur, weil durch nachträgliche Einbauten von Mobilfunkantennentechnik im Turm der Zugang zu den Uhrwerken ziemlich verbaut sei. Es klang alles ziemlich kompliziert. Und es klang nicht nach einer schnellen Lösung.

Doch wer jetzt in Frohnau aussteigt sieht es: Die vier Uhren laufen alle wieder und zeigen alle dieselbe Zeit. Und das seit einer guten Woche. „Die Wiederinbetriebnahme der Uhr des Kasinoturms ist ein wichtiges Zeichen für unseren Ortsteil Frohnau. Der Turm mit seiner weithin sichtbaren Uhr trägt dazu bei, unsere Geschichte lebendig zu erhalten und Frohnaus kulturelles Erbe zu bewahren”, freut sich die Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, Korinna Stephan (Grüne).

Überraschend einfach wurde die Turmuhr von Frohnau repariert

Doch wie es dazu kam, ist äußerst überraschend. Der Immobilienfonds suchte lange Spezialisten für Turmuhren, fand aber niemanden, der sich gut auskannte und Zeit hatte. Dann fanden sie wenigstens jemanden, der sich mit Uhren auskennt. Aber auch der hatte wenig Zeit. Nach Rücksprache mit diesem Experten schaute sich dann stattdessen jene Firma, die ohnehin den Turm und die Antenneneinrichtungen technisch wartet und unter anderem auch Tauben- und ihren Dreck aus dem Turm fern hält, die Uhr an. Sie schaffte dazu Ordnung im Bau -Chaos, das sich im Laufe der Jahrzehnte im Turm angesammelt hatte. Und richtete anschließend einige verbogene Teile in den vier Uhrwerken. Und auf einmal liefen die Uhren wieder. Die Reparatur habe schon eine gewisse Summe gekostet, hört man aus Kreisen der Eigentümer-Firma, aber bei weitem nicht die befürchteten mehreren zehntausend Euro.

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