Zwischen Alex und Spree. Grünanlage wird neu gestaltet 10. Februar 2025
Tagesspiegel vom 01.03.2025 von Kerstin Lassnig
Als sich die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Partizipationsverfahrens „Alte Mitte – Neue Liebe?“ mit großer Mehrheit für den Erhalt und die Aufwertung der Grünflächen aussprachen, meinten sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, dass im Rahmen der Neugestaltung des Marx-Engels-Forums ein Großteil der Bäume gefällt wird. Wie viel Biomasse ist in den letzten Wochen gegenüber vom Humboldt Forum der Kettensäge zum Opfer gefallen? Was hat es mit Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz zu tun, wenn im Rahmen von Freiraumgestaltungen erst einmal alles Bestehende eliminiert wird? Für die Umsetzung der Leitlinie 6, die Berliner Mitte als „Grüne Oase“ zu gestalten, hätte es vielleicht keinen europaweiten Wettbewerb gebraucht, sondern einen sensiblen Umgang mit schrittweiser Instandsetzung und Aufwertung des Bestehenden sowie die Integration fehlender Angebote.
Die freiraumplanerischen Wettbewerbe der vergangenen Jahrzehnte haben vielfach zur Versiegelung der Berliner Mitte geführt: zu Bäumen, die keinen Schatten spenden; zu im Sommer verbrannten Rasenflächen und zu Konzepten, die technisch nicht umsetzbar sind. Als Beispiele seien aufgeführt: Alexanderplatz, Schlossplatz, Georgenplatz, Leipziger Platz, Neustädtischer Kirchplatz, Washingtonplatz. Am Kulturforum müssen Künstlerinnen und Künstler grüne Oasen gestalten, weil die Fachleute aus Stadt- und Landschaftsplanung offenbar deren Notwendigkeit nicht erkennen. Am neu gestalteten Gendarmenmarkt stehen ehemals ca. 18 Bauminseln für Kugelahorn drei neu gepflanzte Bäume gegenüber.
Es fehlen Konzepte für die Rathausstraße, die im Zuge des U-Bahnbaus abgeholzt wurde, für die Karl-Liebknecht-Straße, Stralauer Straße, Gertraudenstraße , Leipziger Straße, Friedrichstraße und nicht zuletzt für die berühmteste Straße Berlins : Unter den Linden . Es wird keine Notwendigkeit gesehen auf dem Boulevard, einem der größten touristischen Hotspots, die fehlenden Bäume nachzupflanzen. Berlin braucht Verantwortliche, die mit Liebe zur bestehenden Stadt, mit Augenmaß und Sachverstand und vor allem mit Blick auf die künftigen Herausforderungen unsere Stadt als Lebensraum für die Berlinerinnen und Berliner und ihre vielen Gäste gestalten.