Gesellschaft Historisches Berlin moniert Verschwendung von Steuergeldern und fordert sofortiges Ende der Förderung durch den Senat
Berliner Morgenpost vom 14.03.2025 von Isabell Jürgens

Das Wasser des Spreekanals in Mitte ist so trübe wie eh und je. Dabei wird das vom Verein Flussbad Berlin betriebene Badeanstalt-Projekt im historischen Zentrum der Stadt seit nunmehr zehn Jahren durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt gefördert. „Millionen, die für ein gescheitertes Konzept verschwendet wurden“, so Gerhard Hoya, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft Historisches Berlin (GHB). Hoya fordert die sofortige Einstellung der Förderung des Projektes Flussbad.

Als „Nationales Projekt des Städtebaus“ gab auch der Bund bis 2023 Fördergeld dazu. Nach Informationen der GHB belaufen sich die Flussbad -Ausgaben von Bund und Land bislang auf 7,4 Millionen Euro. „Statt weiterer Investitionen in ein nicht realisierbares Vorhaben zu stecken, muss endlich die historische Mitte Berlins in einen ihrer Bedeutung angemessenen Zustand versetzt werden“, fordert Hoya.

Trotz massiver Finanznot in nahezu allen Bereichen werden laut GHB auch weiterhin öffentliche Gelder in das Projekt investiert. „Allein für 2025 und 2026 sind weitere 155.762,24 Euro für den sogenannten ‚Flussbad-Garten‘ an der ESMT, European School of Management and Technology Berlin , eingeplant“, sagt Hoya. Zusätzlich laufe bereits eine Stellenausschreibung für eine Projektleitung des Gartens mit einem Jahresgehalt von 50.000 Euro. „Dabei wurde der Abschlussbericht des Projekts erst für Mitte 2025 angekündigt“, so der GHB-Vorstand weiter.

Dabei, so Hoya weiter, gebe es bis heute keine realisierbare Umsetzungsperspektive oder belastbare wissenschaftliche Daten. Allein 2024 erhielt der Verein erneut 400.500 Euro für Wasseranalysen, die längst vor ersten Investitionen hätten durchgeführt werden müssen. „Die Akteure lieferten weder verlässliche Daten noch umsetzbare Konzepte. Diese fortgesetzte Förderung ist ein schwerwiegender Fehler und muss unverzüglich gestoppt werden“, führt Hoya aus.

Laut einem im Februar veröffentlichten Newsletter von Flussbad Berlin an die Mitglieder sei die Wasserqualität oft gut genug, um sicher schwimmen gehen zu können. Dies belege auch die jüngste Auswertung einer quantitativen mikrobiellen Risikobewertung am Standort Spreekanal, die beim Berliner Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) in Auftrag gegeben worden sei. Dass die Berliner bis heute nicht im Kanal schwimmen könnten, liege an dem in der Berliner Badegewässerverordnung festgeschriebenen pauschalen Badeverbot für die gesamte innerstädtische Spree.

Die Gesamtkosten für das Flussbad sollen sich nach Berechnungen des Vereins auf rund 44 Millionen Euro belaufen. Kritiker wie der Ingenieur Ralf Steeg rechneten dagegen mit Gesamtprojektkosten von bis zu 200 Millionen Euro.

Die Berliner Morgenpost im Internet: www.berliner-morgenpost.de