Steigen Investoren doch ein? Weil die Rettung des Kinderkrankenhauses Weißensee zu platzen droht, will der Bezirk neu denken. Auch bislang Unmögliches wird möglich.
Morgenpost vom 01.04.2025 von Thomas Schubert
Krachen die Pläne des Bezirksamts Pankow zusammen, ist das Kinderkrankenhaus Weißensee womöglich bald Geschichte . Aber noch will sich Immobilienstadtrat Jörn Pasternack (CDU) nicht geschlagen geben. Der Kampf um das Lost-Place-Gelände an der Hansastraße gestaltet sich aber schwieriger denn je: Mindestens 70 Millionen Euro gilt es zu beschaffen, um hinter der stark verfallene Ruine des Klinik-Denkmals einen Schulstandort für bis zu 900 Kinder zu errichten.
Weil aber wegen des Sparzwangs in Berlin wohl kein Cent aus den Mitteln der Berliner Schulbauoffensive fließen wird, müssen Pasternack und das Bezirksamt improvisieren. Und auch Lösungen in Betracht ziehen, die man eigentlich Ende der 2010er Jahre verworfen hatte. Zum Beispiel eine Wohnnutzung von Teilen des verkommenen Krankenhauses . Vielleicht auch neuen Wohnungsbau auf dem verwilderten Denkmalgelände. Geht das?
Lost Place Kinderkrankenhaus Weißensee: Wohnlösung war schon einmal im Gespräch
Dieses Szenario hält jedenfalls hält der Pankower Schule- und Immobilienstadtrat Pasternack für möglich. Auf Morgenpost-Anfrage erklärt er zum aktuellen Stand der Lösungssuche : „Es gibt mehrere Szenarien, die denkbar sind – unter anderem eine Kombination aus Bildungsinfrastruktur wie einem Schulstandort und ergänzenden Nutzungsformen, darunter auch Wohnnutzung.“
Schon 2019, als das Bezirksamt durch eine Rückübertragung der Problem-Immobilie wieder Zugriff auf das Gelände bekam, hatten Christdemokraten wie der Pankower CDU-Kreisvorsitzende Dirk Stettner die Möglichkeit ins Spiel gebracht, eine Wohnnutzung zu prüfen. Damals aber setzte das Land Berlin alles auf eine andere Karte: Das Kinderkrakenhaus Weißensee sollte zum Schulcampus werden. Mit einem Neubau hinter den Klinik-Ruinen und einer möglichen Verwaltungsnutzung der Altbau-Komplexe. Und man wollte dabei unbedingt ohne das Geld von privaten Investoren auskommen.
Pankower Stadtrat will Verkauf von Teilflächen prüfen – trotz Kritik
Eine Planung, die sich jetzt durch die schlechte Haushaltslage im Land Berlin und im Bezirk Pankow zu zerschlagen droht. Denn allein die Sanierung der stark beschädigten Gebäudehülle beläuft sich auf Summen jenseits der 20 Millionen Euro. Zusammen mit dem Schulneubau könnte das Gesamtprojekt leicht die 100 Millionen Euro-Marke sprengen , schätzen Experten des Bezirksamts.
Lässt sich mit einer Wohnnutzung die Rettung der Lost-Place-Klinik kofinanzieren? Kann ein privater Geldgeber das strauchelnde Wiederbelebungsprojekt vor dem Absturz bewahren? Stadtrat Pasternack hält das für überlegenswert. „Eine solche Mischnutzung könnte aus meiner Sicht helfen, die Voraussetzungen für eine nachhaltige Sanierung und Nutzung des Areals zu schaffen und gleichzeitig den weiteren Verfall der historischen Substanz zu verhindern . Ein möglicher Verkauf von Teilflächen an private Investoren wäre unter bestimmten Rahmenbedingungen vorstellbar, sofern damit das übergeordnete Ziel einer verantwortungsvollen Entwicklung des Gesamtstandorts unterstützt wird.“
Wiederholt sich die Geschichte? Möglicher Verkauf des Lost Place schürt Angst
Bestenfalls könne die Rettung der denkmalgeschützten Gebäude , die ab 1911 an der Hansastraße entstanden und das öffentliche Interessen an Schulplätzen an der boomenden Region Weißensee ineinandergreifen – so zumindest die Idee.
Mehr Beiträge aus dem Bezirk Berlin-Pankow
Dass man Privatinvestoren mit ins Boot holt, stößt in Pankows Lokalpolitik allerdings auf hartnäckigen Widerstand . So weist die SPD-Fraktion immer wieder darauf hin, dass gerade eine Investoren-Lösung das Berliner Klinik-Kleinod ins Verderben führten. Denn mit dem Platzen des Umbaus zu einem Krebsforschungszentrum Anfang der 2000er Jahre fing der rasante Abstieg vom Denkmalschatz zum Lost-Place-Problembau erst an.