Architekturwettbewerb in Mitte entschieden. Dem Hochhaus wird eine Krone aufgesetzt
Berliner Morgenpost vom 25.04.2025 von Iris May
Mitte Der Gewinnerentwurf für das neue Rathaus Mitte steht fest. Ein erster Blick auf die Visualisierungen zeigt: Der Alexanderplatz erhält bis 2031 mit dem Verwaltungsgebäude im neuen Quartier „Haus der Statistik“ ein weiteres zeitgemäßes Hochhaus. Dieses passt von der Anmutung gut zur Topographie der anderen vier geplanten Hochhäuser am Alexanderplatz, die zwischen 130 und 150 Meter hoch sein werden.
Das neue Rathaus Mitte soll 22 Geschosse haben und insgesamt 72 Meter hoch werden. Damit wird es die Baufelder für Wohnen im Quartier, die 37 und 46 Meter hoch werden sollen, überragen und weithin sichtbar sein. Im Konzept des Senats klingt das so: „Der Rathausneubau soll als Hochhaus einen übergeordneten städtebaulichen Ankerpunkt im Quartier bilden und Bezug zu den Gebäudehöhen der Umgebung aufnehmen.“ Gemeint sind die anderen vier geplanten Hochhäuser am Alexanderplatz, die allesamt über 100 Meter hoch sein sollen, bekannt als geplantes „Mini-Manhattan an der Spree“.
Das neue Quartier „Haus der Statistik“ erregte unter dem Sammelbegriff „Allesandersplatz“ international Aufsehen, weil Verwaltung und Zivilgesellschaft hier erstmals gemeinsam ein Areal planen. Das namensgebende Haus der Statistik war Sitz der staatlichen Zentralverwaltung der DDR-Statistik. Im und am Gebäude entsteht ein gemischtes Quartier für Verwaltung, Kunst, Kultur, Soziales und Bildung, bezahlbares Wohnen sowie ein neues Rathaus der Zukunft in Mitte. Bis 2022 war das Areal ein Lost Place. Die Sanierung von zwei Bestandsgebäuden wurde gerade fertig, sodass das Finanzamt Mitte als erster Mieter einziehen kann.
Erst ab 2029 soll der Neubau umgesetzt werden
Das alte Rathaus, das sich zuvor an diesem Standort befand, wurde schon im 19. Jahrhundert abgerissen, um Platz für das Rote Rathaus zu machen. Es ist der Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters und der Senatskanzlei. Das aktuelle Rathaus für den Bezirk Mitte, das 1998 fertiggestellt wurde, steht in der Karl-Marx-Allee.
Erst ab 2029 soll der Neubau des Rathauses umgesetzt werden. Mitte braucht es, um die Verwaltung und Dienstleistungen des Bezirks zu modernisieren und zu optimieren. Das Rathaus soll verschiedene öffentliche Einrichtungen und Fachämter unter einem Dach vereinen, um eine zentrale Anlaufstelle für Bürger zu schaffen.
Architektin Birgit Rapp, Preisgerichtsvorsitzende der Jury, zählte noch einmal auf, welche Kriterien und Akteure bei der Entscheidung für den Siegerentwurf maßgeblich waren: „Mit dem breit gefächerten Fachwissen der Preisgerichtsmitglieder und der Sachverständigen wurden die unterschiedlichen qualitativen Aspekte von Städtebau und Architektur, Identität, Funktionalität, Erschließung und Adressbildung, wie auch die technischen Aspekte, Energie und Nachhaltigkeit intensiv diskutiert, abgewogen und haben schließlich zu einem von allen getragenen Ergebnis geführt.“
Von Seiten des Bezirksamtes heißt es zum Siegerentwurf des Architekturbüros Schmelzer Weber: „Die ungewöhnliche Fassadengestaltung fügt sich ins ruhige Gesamtbild ein und zeigt mit der oben abschließenden Krone eine selbstbewusste, wiedererkennbare Haltung.“ Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeld sagte anlässlich der Siegerprämierung des Architekturentwurfs: „Das Rathaus wird mit seinen vielschichtigen Angeboten einen wichtigen Beitrag für die Menschen in Berlin-Mitte leisten.“ Und weiter: „Als politisches Zentrum mit BVV-Saal und Sitz der Verwaltung wird es zur Belebung des Quartiers beitragen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen wird in Amtshilfe das Rathaus errichten. Die Baufeldfreimachung auf dem Grundstück hat bereits begonnen. Wir werden zügig in die Planung und Realisierung des Neubaus einsteigen.“
Für die Realisierung des Rathauses der Zukunft und der Außenanlagen wurden im März 2023 Mittel in Höhe von 185,12 Millionen Euro bewilligt. Die geplante Nutzungsfläche des Bauvorhabens beträgt gemäß geprüftem Bedarfsprogramm rund 19.500 Quadratmeter.
Bürger brachten ihre Wünsche per Sprachnachricht ein
Bis zum März 2021 konnten Bürger unter stimmenaufknopfdruck.de ihre Ideen und Anregungen für das neue Rathaus Mitte abgeben – einfach per Sprachnachricht. Die Wünsche, die im Ergebnisbericht der Bürgerbeteiligung festgehalten sind, gingen in die Planungen ein: öffentliche Räume im Rathaus durch viele Ein- und Ausgänge leicht zugänglich; digitale Angebote der Verwaltung, die intuitiv zu verstehen sind; modernste Technik für Verwaltung und Bezirksverordnetenversammlung sowie Bürgerdialoge; Außenbereich mit Terrassen für Warten bei Terminen; Fassade und Dach begrünt (z.B. vertikale Gärten, Begrünung mit Moos und Efeu), unversiegelte Flächen.