Konzept für Berlins Mitte: Untersuchung liefert erste Ergebnisse
Morgenpost vom 12.06.2025 von Jessica Hanack

Berlin. Für das zentrale Gebiet um die Friedrichstraße wird ein Verkehrskonzept erarbeitet. Worauf eine erste Untersuchung jetzt drängt.

Es war eines der zentralen Projekte im Verkehrsbereich, das sich die schwarz-rote Koalition zu Beginn ihrer Amtszeit vorgenommen hat: einen Masterplan für Berlins Mitte zu entwickeln, samt umfassendem Verkehrskonzept – als Reaktion auf den Ärger rund um die autofreie Friedrichstraße, die unter der zuvor grün-geführten Verkehrsverwaltung eingeführt worden war. Die Sperrung der Friedrichstraße für den Kfz-Verkehr wurde 2023 schnell aufgehoben, das Verkehrskonzept steckt dagegen noch in der Bearbeitung. Eine Untersuchung des Freiraums kommt aber bereits zu dem Ergebnis: Die Anpassung an zunehmende Hitze wird essenziell für Berlins Mitte sein.

So heißt es in der kürzlich fertiggestellten Untersuchung, dass in einigen Stadträumen „gezielte Maßnahmen zur Kühlung erforderlich“ seien. „Dies betrifft insbesondere Bereiche der Spandauer Vorstadt, der Torstraße, des südlichen Scheunenviertels sowie der Stadtmitte rund um die Friedrichstraße bzw. südliche Friedrichstraße“, schreiben die Experten. Die aktuellen Verhältnisse werden mit Blick auf Hitzeinseln und Temperaturentwicklung als „verbesserungswürdig“ bezeichnet.

Neuer Gendarmenmarkt als Impuls für weitere Umgestaltung des Umfelds

Eine wesentliche Rolle wird dabei der Entsiegelung von Flächen eingeräumt. Es gehe um durchlässige Grünflächen, aber auch die Erhöhung des Versickerungsgrades auf befestigten Flächen. Statt auf Asphalt könnte demnach auf Pflaster gesetzt werden, auch auf Fahrbahnen. Weitere Auswirkungen auf den Verkehr sind denkbar. Denn indem Flächen des Kfz-Verkehrs in Straßenquerschnitten und Kreuzungsbereichen neugeordet beziehungsweise „auf das notwendige Maß“ reduziert werden, könne man den Anteil nicht-versiegelter Flächen erhöhen und eine natürliche Verdunstung unterstützen.

Eingegangen wird in der Untersuchung auch auf konkrete Potenzialräume wie den Gendarmenmarkt. Dessen Neugestaltung könne demnach ein Impuls für neue Maßnahmen im Umfeld sein. „Viele der umliegenden Straßenzüge bieten ausreichend Raum, um gezielt neue klimaresiliente Grünstrukturen zu schaffen, darunter beschattete Flächen durch Baumpflanzungen und entsiegelte Zonen, die ein verbessertes Mikroklima bewirken und Temperaturen an heißen Sommertagen regulieren“, heißt es. Gleichzeitig bestehe die Chance, eine Lücke zwischen Grünräumen in verschiedenen Innenstadtbereichen zu schließen und so ein zusammenhängendes Netz zu schaffen

Umgestaltung von Berlins Mitte: Start der Umsetzung ist offen
Laut Verkehrsverwaltung soll die Erkenntnisse dieser Teiluntersuchung, inklusive der Betrachtung von Entsiegelungspotenzialen im öffentlichen Straßenraum, in das Gesamtkonzept einfließen, das bis Ende des Jahres vorliegen soll. Aktuell würden zudem „Konflikte und Defizite im Rahmen einer Stärken-Schwächen-Analyse im Projektgebiet identifiziert“, heißt es. Mit Abschluss des Projekts soll es „fachlich fundierte Aussagen zur weiteren Entwicklung in der Berliner Mitte“ geben. „Diese werden in kurz-, mittel- und langfristige Umsetzungsperspektiven gegliedert und geben eine Richtschnur für aktuelle und zukünftige verkehrliche und städtebauliche Projekte“, erklärt ein Sprecher.

Wann sich, basierend auf dem Konzept, aber etwas um die Friedrichstraße, den Gendarmenmarkt oder Alexanderplatz ändert, ist noch nicht absehbar. „Wegen der komplexen Fragestellungen, die über die aktuelle rein konzeptionelle Planung hinaus betrachtet werden müssen, sowie wegen des damit verbundenen Abstimmungsbedarfs, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Termin für den Start erster Maßnahmenumsetzungen genannt werden“, heißt es aus der Verkehrsverwaltung.

Derweil wird in der freiraumplanerischen Untersuchung durchaus auf ein schnelles Handeln gedrängt, wenn es um die klimatische Anpassung urbaner Räume geht. „Eine zeitnahe Umsetzung dieser Aufgabe ist aufgrund des steigenden Drucks durch Klimafolgen dennoch wesentlich, trotz hoher technischer und planerischer Komplexität.“

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