Eine Ausstellung beleuchtet die 200-jährige Geschichte des Gebäudes am Lustgarten – es muss dringend saniert werden
Morgenpost vom 10.07.2025 von Isabell Jürgens

Berlin Als vor 200 Jahren der Grundstein für das Alte Museum im Berliner Lustgarten gelegt wurde, war dem verantwortlichen Architekten Karl Friedrich Schinkel durchaus bewusst, dass er auf schwankenden Grund baute. Zur Gründung des Gebäudes mussten rund 3000 Kiefernholzpfähle in den Boden getrieben werden. Die Pfähle sind zwar immer noch im guten Zustand – doch sie können nicht verhindern, dass Berlins ältestes und erstes Museum mitsamt seiner monumentalen Säulenhalle langsam absackt. Viel Zeit, um den Prozess zu stoppen, bleibt nicht.

„Das alte Museum sackt durch sein Eigengewicht jedes Jahr ungefähr einen Millimeter ab“, sagt Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung. „Die Statiker sagen uns derzeit voraus, dass man in den 2040er-Jahren die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleisten kann“, so Scholl weiter. Bei einer Führung durch die Sonderausstellung zum Jubiläum „200 Jahre Museumsinsel: Grundstein Antike. Berlins erstes Museum“ weist er auf Risse in den Wänden hin, die den Handlungsbedarf verdeutlichen. „Eine Generalsanierung ist notwendig“, führt Scholl aus.

Bei Sanierung müsste Gebäude komplett geräumt werden

Die Probleme sind seit langem bekannt. Eine Planung zur Grundinstandsetzung des Alten Museums wurde bereits in den Jahren 1998 bis 2003 erstellt. „Die Realisierung dieser umfassenden Grundinstandsetzung wurde jedoch aus Finanzierungsgründen zurückgestellt“, schreibt das mit der Sanierung der Berliner Museumsinsel betraute Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Zwingend notwendige Maßnahmen zum Erhalt der Bausubstanz seien zwar als kleinere Teilbaumaßnahmen durchgeführt worden. Doch die Unterfangung des Gebäudes, eine bauliche Maßnahme, bei der das Fundament verstärkt oder vertieft wird, um dessen Standsicherheit zu gewährleisten, steht weiter aus.

Doch anders als bei der vor zwölf Jahren begonnenen Sanierung des Pergamonmuseums, das in den ersten Jahren immerhin noch teilweise zugänglich war, muss das Alte Museum komplett geräumt werden, führt Moritz Taschner aus. Der Architekt und Archäologe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Antikensammlung und betont, wie dringend es ist, dass die Generalsanierung schnell beginnt.

„Wir hatten vor zwei Jahren ein Werkstattverfahren mit dem Architekten David Chipperfield, geleitet vom BBR zusammen mit dem Präsidium der SPK und dem Landesdenkmalamt. Wir haben da schon mal versucht, den Rahmen abzustecken, in dem sich ein Wettbewerb innerhalb eines solchen denkmalgeschützten Gebäudes bewegen kann“, berichtet Taschner.

In der Jubiläums-Ausstellung werden deshalb nicht nur die teils kuriosen Exponate von zweifelhaftem künstlerischem Wert gezeigt, die bereits bei der Eröffnungsausstellung am 3. August 1830 im Alten Museum zu sehen waren. Im Zentrum der Ausstellung steht ein großformatiges Modell des Museums. Das veranschaulicht nicht nur Schinkels Architektur, eines der Hauptwerke des deutschen Klassizismus. Sondern zeigt auch, vor welchen baulichen Herausforderungen Schinkel damals stand. So können Besucher auch einen Blick in den Untergrund werfen und die komplizierte Gründung auf den 3000 Holzpfählen bewundern.

Und einen Blick auf die Dokumente werfen, die König Friedrich Wilhelm III. vor 200 Jahren beim Baustart für das Alte Museum in den Grundstein legen ließ. Zwar habe man den im Fundament eingebauten Grundstein bislang noch nicht gefunden, so der Direktor der Antikensammlung. Dank der preußisch korrekten Buchführung ist allerdings die schriftliche Vorlage für alle Dokumente erhalten, die in den Grundstein gelegt wurden. Darunter die komplette Abrechnung der Baukosten. Der König hatte für den Bau exakt 700.000 Taler bewilligt und wollte so vermutlich sicherstellen, dass der beauftragte Architekt Karl Friedrich Schinkel den Kostenrahmen einhält.

Gesamtkosten von bis zu 1,5 Milliarden Euro

„Ein ziemlicher Stress für Schinkel“, sagt Scholl. Der unter anderem dazu führte, dass Schinkel während der Baumaßnahmen ständig Einsparungen vornehmen musste. So gab es beispielsweise keine Marmorsäulen, sondern Sandsteinsäulen, die mit Stuck verkleidet wurden.

„Wenn wir zum Sanierungsstart des Pergamonmuseums den Grundstein mit Angabe der Baukosten gelegt hätten, müssten wir ihn wieder ausbuddeln, um ihn zu korrigieren“, sagt Scholl in Anspielung auf die Kostenexplosion. Zu Beginn der Planungen für die Generalsanierung des Pergamonmuseums im Jahr 2000 war man von 500 Millionen Mark ausgegangen. Aktuell rechnet das BBR bei der Fertigstellung mit Gesamtkosten von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Bleibt zu hoffen, dass sich das beim Alten Museum nicht wiederholt.

Die Sonderausstellung „200 Jahre Museumsinsel: Grundstein Antike. Berlins erstes Museum“ ist noch bis 3. Mai im 1. OG des Alten Museums am Lustgarten in Berlin-Mitte zu sehen.

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