Die Jahrestage der Deutschen Einheit kommen und gehen, der Bau der Wippe stockt - und hat bereits zweistelligen Millionenbetrag verschlungen.
Morgenpost vom 23.07.2025 von Isabell Jürgens
Das Freiheits- und Einheitsdenkmal, bekannt auch als „Einheitswippe“, sollte spätestens zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2019 eingeweiht werden. Dass aus dem Festakt auch sechs Jahre später, am 9. November 2025 nichts wird, ist am geplanten Standort am Kupfergraben zu Füßen des Humboldt Forums in Berlin-Mitte unübersehbar. Das einzige, was auf dem seit Jahren von Bauzäunen abgesperrten Areal emporwächst, ist sogenannte Spontanvegetation.
Obwohl ein baldiges Ende des von Pannen begleiteten Bauvorhabens, das bereits einen zweistelligen Millionenbetrag verschlungen hat, nicht abzusehen ist, hält auch Deutschlands neuer Kulturstaatsminister Wolfram Weimer als Bauherr des Vorhabens an dem Bauvorhaben fest. 2007 hatte der Bundestag das Denkmalprojekt beschlossen, um an die friedliche Revolution von 1989 und die deutsche Wiedervereinigung zu erinnern.
Aus einem langwierigen und umstrittenen Wettbewerbsverfahren ging am 13. April 2011 der Entwurf des Büros Milla und Partner und der Choreografin Sasha Waltz als Sieger hervor. Wenn sich genügend Personen in die begehbare Schale begeben, lässt sie sich in Bewegung versetzen und gerät ins Wippen. Bis zu 1400 Menschen sollen auf der Schale Platz finden.
Nachdem im Oktober 2015 die Baugenehmigung erteilt wurde, beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages im Jahr darauf, den Bau zu stoppen und begründete dies mit gestiegenen Baukosten sowie Problemen mit dem Denkmal- und Umweltschutz . Unter anderem hatten sich im Sockel des Nationaldenkmals Fledermäuse angesiedelt, die umquartiert werden mussten.
Vor fünf Jahren wurde mit dem Bau begonnen
Im Mai 2020 wurde schließlich mit dem Bau begonnen . Gut fünf Jahre später ist der Baufortschritt sehr überschaubar. „Wesentliche Arbeiten am Denkmalsockel sind abgeschlossen“, schildert auf Nachfrage der Berliner Morgenpost eine Sprecherin des Kulturstaatsministers. Noch fehle allerdings die Fertigstellung des Sockelbauwerks und der Stahlschale, deren Bestandteile „für weitere Werkstattarbeiten vorbereitet sind“, so die Sprecherin weiter.
Ausgelöst hat den andauernden Baustopp erst die Insolvenz des Stahlbauunternehmens , das den Auftrag zur Herstellung der 50 mal 18 Meter großen begehbaren Schale bekommen hatte. 2024 meldete auch die als Generalübernehmerin beauftragte Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Insolvenz an. „Zwischen beiden war es zu vertragsrechtlichen Konflikten gekommen, die auch mit Unterstützung und Vermittlung des Bundes nicht gelöst werden konnten“, so die Sprecherin weiter. Dies habe zu erheblichen Verzögerungen beim Weiterbau des Denkmals geführt.
Wie genau es nun mit dem von Problemen überschatteten Bauvorhaben weiter gehen soll, ist noch offen. „Der Bund hatte eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bereits vor dem Insolvenzantrag der ARGE zur Prüfung wirtschaftlicher Vorgänge bei der Generalübernehmerin für die Realisierung des Denkmals beauftragt“, sagt die Sprecherin. Auf Grundlage der noch ausstehenden Bewertung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft strebe der Bund derzeit eine „mögliche Lösung für das Projekt im Rahmen eines Insolvenzplans“ an. Anschließend müssen die Entscheidungen des Insolvenzgerichts abgewartet werden. Beides werde voraussichtlich im Laufe des Sommers 2025 vorliegen.
Wippe frühestens in anderthalb Jahren fertig
Obwohl von der Einheitswippe bislang nicht viel mehr als die Unterkonstruktion zu sehen ist, wurden nach Auskunft des Bauherren bereits rund 12,6 Millionen Euro für den Bau des Denkmals aufgewandt. „In welcher Höhe es zu Mehrkosten kommen wird, kann derzeit nur spekuliert werden“, sagt Weimers Sprecherin. Für die bauliche Fertigstellung müssten nach Abschluss der insolvenz- und vertragsrechtlichen Klärungen etwa 18 Monate angesetzt werden. „Der Kulturstaatsminister strebt die Fertigstellung des Freiheits- und Einheitsdenkmals weiterhin an.“