Bauprojekt kämpft mit erheblichen Schwierigkeiten – Kosten laufen aus dem Ruder
Morgenpost vom 24.07.2025

Berlin Man könnte fast meinen, es läge ein Fluch über der Hauptstadt Berlin. Ein Fluch, der zuverlässig dafür sorgt, dass alle großen Bauvorhaben deutlich länger dauern und erheblich teurer werden als geplant. Leider macht da auch die Errichtung des Museums „Neue Nationalgalerie – Museum des 20. Jahrhunderts“, auch bekannt als „berlin modern“ auf dem Kulturforum in Tiergarten keine Ausnahme. Im Gegenteil.

„Der Projektsteuerer Bundesbau Baden-Württemberg rechnet aktuell mit einem unabwendbaren Gesamtterminverzug von zwölf Monaten“, wie aus dem am 21. Juli versandten Bericht der Beauftragten für Kultur und Medien an den Haushaltsausschuss des Bundestags hervorgeht. Und da auf der Baustelle aktuell die Rohbauarbeiten noch ganz am Anfang stehen, „besteht aufgrund der engen Terminsituation ein hohes Risiko zusätzlichen über den bereits eingetretenen Terminverzug von zwölf Monaten hinausgehenden Verzugs im Laufe der weiteren Baurealisierung“, heißt es im Bericht weiter.

Die bereits eingetretene Bauverzögerung hat laut Bericht gleich mehrere Ursachen. Unter anderem basiere sie auf der verspäteten Fertigstellung des Rohbaus, Koordinations- und Übergabeschwierigkeiten des Vorgewerks sowie einer verspäteten Planung der Architekten und Fachplaner im Vergleich zu dem vom Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron aufgestellten Gesamtterminplan.

Man wolle jedoch solchen Verzögerungen „fortlaufend durch zahlreiche ergriffene Maßnahmen“ entgegenwirken. Zu diesem Zweck habe die Bauverwaltung einen Maßnahmenplan zur Sicherung der fortschreitenden Bauausführung und schnellstmöglichen Fertigstellung der Rohbauarbeiten entwickelt. Unter anderem sollen die Arbeitszeiten für die Bauarbeiten ausgeweitet werden – dazu befinde man sich im Gespräch mit den übrigen Anrainern. Ein zusätzlicher Baukran und die Erhöhung des Personal- und Maschineneinsatzes soll zudem für Tempo sorgen. Trotzdem rechnet das Kultusministerium offenbar mit weiteren zwölf Monaten Zeitverzug. Denn am Ende des Berichts wird als Fertigstellungsdatum das Jahr 2028 genannt. Bei Baubeginn rechneten die Verantwortlichen noch mit einer Eröffnung des Museums im Jahr 2026.

Wenig überraschend hat der erhebliche Zeitverzug auch schwerwiegende Auswirkungen auf die Kosten. Die ursprünglichen Baukosten waren 2014 mit 200 Millionen Euro veranschlagt und vom Haushaltsausschuss des Bundestags genehmigt worden.  Zu Baubeginn im Jahr 2019 hatte die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) vor den Parlamentariern diese Summe dann auf 364 Millionen Euro korrigiert, allerdings zuzüglich prognostizierten Baupreisindexsteigerungen und Risikokosten, womit die Gesamtsumme für das Museum auf 450 Millionen Euro stieg.
„Nach aktueller Gesamtkostenprognose belaufen sich die voraussichtlichen Baukosten inklusive prognostizierter Risikokosten und Baupreissteigerungen auf rund 526,5 Millionen Euro“, heißt es nun im aktuellen Bericht.

Auch diese Zahl steht offenbar unter Vorbehalt. Konkretere Prognosen gebe es erst nach den nächsten großen Vergabepaketen – für Gebäudehülle, Fassade, Dach und Innenausbau. Das Projekt enthalte „aufgrund seiner Komplexität weiterhin ein hohes Risikopotenzial“.

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