Kommt die A100-Verlängerung früher als gedacht?
Tagesspiegel vom 28.10.2025
Exklusiv Kürzlich hatte der Bund die Priorität für den Autobahnabschnitt nach Friedrichshain heruntergestuft. Eine aktuelle Anfrage dementiert das. Wie realistisch ist ein Baustart in diesem Jahrzehnt? Von Stand:
Kommt die Verlängerung der Berliner Stadtautobahn A100 doch früher als zuletzt gedacht? Das zumindest kündigte die Bundesregierung in einer Antwort an den Linken-Abgeordneten Pascal Meiser an, die dem Tagesspiegel vorliegt. Es gebe keine Änderung der früheren Planung, heißt es darin. Und: „Die Autobahn GmbH ist unverändert gehalten, den gesetzlichen Auftrag zur Baurechtschaffung des 17. Bauabschnitts schnellstmöglich umzusetzen.“
Das widerspricht früheren Angaben: Erst Mitte September war bekannt geworden, dass die zuständige Autobahn GmbH davon ausgeht, dass die Bauarbeiten nicht mehr in diesem Jahrzehnt starten können. Das wurde hauptsächlich damit begründet, dass der Bund die Arbeiten am Abschnitt zwischen Treptow und Friedrichshain insgesamt in der Priorität heruntergestuft hatte.
Autobahnverlängerung ohne Zeitplan
In der Vorhabenliste war die A100-Verlängerung zuletzt nicht mehr unter den Projekten geführt worden, bei denen bis 2029 Baurecht erwartet wird. Stattdessen wird der Abschnitt nun als „weiteres wichtiges Projekt“ komplett ohne Zeitplan geführt.
In der Antwort an Meiser erklärt der Bund nun, dass es zwar weiter keinen Termin für einen möglichen Baubeginn gebe. Allerdings gingen die Planungen im vollen Umfang weiter: Demnach soll die Autobahn GmbH „möglichst noch 2025“ einen Vorschlag für die technische Projektlösung unterbreiten, bis 2027 sollen dann die Details geplant werden.
Ob die Angaben allerdings tatsächlich für einen Baustart in den kommenden Jahren sprechen, ist fraglich: Nach wie vor stehen unzählige andere Straßenprojekte auf der Prioritätenliste oberhalb der A100 – für die bereits jetzt angesichts knapper Kassen absehbar das Geld fehlt. Aus welchen Mitteln Planung und Bau der Stadtautobahn finanziert werden sollen, blieb unklar.
Der Bau einer Autobahn durch einen dicht besiedelten Innenstadtbezirk ist und bleibt ein verkehrspolitischer Anachronismus ohnegleichen.
Pascal Meiser, Linken-Abgeordneter im Bundestag
Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) kündigte ebenfalls bereits im September an, dass „haushalterische Rahmenbedingungen“ auch den Bund dazu zwingen würden, „selbst verkehrlich sinnvolle Maßnahmen zu depriosieren.“ Sie gehe weiter davon aus, bis Ende des Jahres eine Machbarkeitsstudie mit konkreteren Zeitplanungen vorliegen zu haben.
Meiser, der sich klar gegen den Weiterbau der Autobahn insgesamt stellt, kritisierte die Bundesregierung scharf: „Mit Blick auf den drohenden Weiterbau der A100 durch Friedrichshain, Lichtenberg und Prenzlauer Berg gibt es für die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner keinen Grund zu Entwarnung“, sagte er dem Tagesspiegel.
Offenkundig sei die Koalition „trotz knapper Mittel weiter wild entschlossen, an diesem Milliardengrab festzuhalten, obwohl das Geld für den Ausbau der Schienen und zur Sanierung bestehender Straßen an anderer Stelle viel dringender gebraucht wird“, sagte Meiser weiter.
Der Bau einer Autobahn durch einen dicht besiedelten Innenstadtbezirk sei ein „verkehrspolitischer Anachronismus ohnegleichen“ und würde „eine Schneise der Vernichtung durch Friedrichshain schlagen“, sagte Meiser mit Blick auf die absehbare Riesenbaustelle am Ostkreuz. Die Bauarbeiten hätten „auf viele Jahre hin gravierende Auswirkung auf die Lebensqualität der dort lebenden Menschen“, sagte er und forderte ein „klares Stoppzeichen“ des Senats in Richtung Bund.
Der 17. Bauabschnitt der A100 soll vom Treptower Park durch Friedrichshain bis zur Storkower Straße führen. Derzeit lässt die Autobahn GmbH verschiedene Varianten für die genaue Streckenführung untersuchen. Unter anderem geht es darum, in welchem Bereich die Strecke in einem Tunnel geführt werden soll.
Zuletzt wurde Ende August der 16. Bauabschnitt der A100 vom Autobahndreieck Neukölln zum Treptower Park eröffnet. In der Folge kommt es seither zu massiven Verkehrsproblemen rund um die Anschlussstelle in Treptow, für die der Senat bislang keine funktionierende Lösung hat.
