Berlin. Die landeseigene WBM kürte erste Siegerentwürfe für das Modellprojekt in Kreuzberg. Im ersten Bauabschnitt sollen 240 Wohnungen entstehen.
Morgenpost vom 30.10.2025 von Isabell Jürgens
Im Rahmen eines umfangreichen Grundstückstauschs mit dem Bund übernahm das Land Berlin vor acht Jahren das sogenannte Dragoner-Areal in Kreuzberg. Nach einem intensiven Planungsmarathon steht nun immerhin fest, wie die ersten der rund 500 geplanten Wohnungen aussehen sollen. Bis die ersten Mieter einziehen können, werden aber noch weitere Jahre vergehen.
Los gehen soll es auf dem Baufeld Süd mit insgesamt rund 240 Wohneinheiten, die sich auf fünf Gebäude hinter dem Finanzamt am Mehringdamm verteilen. In den Erdgeschossen sind Räume für kleinere Gewerbeflächen und gemeinschaftliche Aktivitäten vorgesehen. Bauherr der Wohnhäuser ist die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM.
Das Süd-Gelände wurde für das Verfahren in zwei Abschnitte – sogenannte Lose – aufgeteilt. Architekturbüros konnten sich entweder für Los A oder Los B bewerben. Das Interesse war groß: Mehr als 60 Büros aus dem In- und Ausland reichten nach Angaben der WBM ihre Entwürfe ein.
B-Plan-Verfahren ist noch nicht abgeschlossen
Aufgabe war es, Gebäude zu entwerfen, die gut zu den historischen Bauten der ehemaligen Dragoner-Kaserne passen, gleichzeitig aber etwas Neues und Eigenständiges hinzufügen. Eine Jury mit Fachleuten, Vertretern der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg und der Zivilgesellschaft entschieden sich „fast einstimmig“, wie die WBM mitteilt: Für das Los A mit zwei Gebäuden wurde das Büro &Mica aus Berlin und Köln ausgewählt. Für das Los B (drei Häuser) setzte sich das Büro Kaden+ Architekten aus Berlin durch.
Alle Gebäude werden demnach als Holz-Hybridbauten errichtet. Damit werde das Dragoner-Areal zu einem Vorzeigeprojekt für klimafreundlichen Städtebau in Berlin, betont WBM-Geschäftsführer Steffen Helbig. „Wir gehen davon aus, dass das Bebauungsplanverfahren bis 2026 abgeschlossen wird, damit wir 2027 mit dem Hochbau starten können“, so Helbig weiter.
Insgesamt baut die WBM mit dem Baufeld Süd, dem Wohnhochhaus mit 16 Stockwerken und dem Baufeld Nord 372 Wohnungen. 50 Prozent dieser Wohnungen sollen mietpreisgebunden an die Inhaber von Wohnberechtigungsscheinen (WBS) vergeben werden. Bis es soweit ist, dass die 186 geförderten und die 186 frei finanzierten Wohnungen tatsächlich bezogen werden können, wird es aber noch dauern: Die Fertigstellung ist laut WBM für Ende 2030 geplant.
Umfangreiche Abrissarbeiten abgeschlossen
Neben Wohngebäuden sollen auf dem 4,7 Hektar großen Areal zudem auch noch eine Kita, eine Jugendfreizeitstätte, Begegnungsräume für die Nachbarschaft und ein sogenannter Gewerberiegel mit Platz für Betriebe entstehen.
Seit den 1920er-Jahren wurde das Areal gewerblich genutzt, unter anderem von Kfz- und Metallwerkstätten. 2023 begannen die Abrissarbeiten der nicht denkmalgeschützten Bestandsgebäude im südlichen Bereich des Dragoner-Areals. Hier befanden sich unter anderem ein Gebäuderiegel aus dem Jahr 1954 und eine Werkstatthalle aus dem Jahr 1966.
Im August 2024 begannen dann auch die Abrissarbeiten der nicht-denkmalgeschützte Bestandsgebäude im mittleren und westlichen Bereich des Dragonerareals, die mittlerweile ebenfalls abgeschlossen sind.
Baustart sollte ursprünglich 2021 erfolgen
Um das Filetgrundstück in bester Kreuzberg-Lage wurde lange gestritten. Das Areal sollte ursprünglich vom alten Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), meistbietend verkauft werden. Die Dragonerhöfe GmbH hatte das 4,7 Hektar große Areal 2016 zum Höchstgebot von 36 Millionen Euro von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) erworben. Nach massiven Protesten wurde der Verkauf auf Betreiben Berlins jedoch gestoppt.
Das umstrittene Geschäft beschäftigte nicht nur zahlreiche Gerichte, sondern führte dazu, dass der Bundesrat, in dem die Länder vertreten sind, erstmals in seiner Geschichte die Rückabwicklung eines Kaufvertrages verlangte. Dieser wurde dann im Hauptstadtfinanzierungsvertrag 2017 im Rahmen eines umfangreicheren Grundstückstauschs vereinbart.
Morgenpost Späti
Hier steckt alles drin: Ihr Berlin-Update zum Feierabend – montags bis freitags um 18 Uhr.
2019 unterzeichneten die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, das Vernetzungstreffen Rathausblock, das Forum Rathausblock sowie die landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) und die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) eine Kooperationsvereinbarung für das Dragonerareal.
Die Vereinbarung sieht auf dem 47.000 Quadratmeter großen Gelände östlich des Mehringdamms ein Modellprojekt der gemeinwohlorientierten und kooperativen Quartiersentwicklung vor. Der Baubeginn sollte ursprünglich bereits 2021 erfolgen.
