Schlossplatz
Berliner Zeitung vom 17. Januar 2013 von Ulrich Paul 

Der Wettbewerb für die Gestaltung der Außenanlagen des Schlossplatzes ist entschieden. Der Schlossplatz soll nach der ausgewählten Planung überwiegend einen Bodenbelag aus Kleinsteinpflaster erhalten. Der Neptunbrunnen kehrt vorerst nicht zurück.

Viel Stein und wenig Grün – das sieht der preisgekrönte Entwurf im Wettbewerb zur Gestaltung der Außenanlagen rund um das neue Schloss (Humboldt-Forum) vor. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher stellte den Gewinner am Mittwoch vor. Sieger ist das Berliner Landschaftsarchitektenbüro bbz um Timo Herrmann, das sich mit seiner Arbeit gegen 40 weitere Entwürfe durchsetzen konnte.

Der Schlossplatz soll nach der ausgewählten Planung überwiegend einen Bodenbelag aus Kleinsteinpflaster erhalten. Auf der Seite zum Lustgarten, wo sich früher die Schlossterrassen befanden, sind neue Terrassen mit einer Staudenbepflanzung vorgesehen. Gegenüber dem Berliner Dom ist eine Baumgruppe geplant, die an den ehemaligen Apothekerflügel an dieser Stelle erinnern soll. An der Spreeseite soll ein Uferweg entstehen, der über Rampen mit dem darüberliegenden Bereich verbunden werden soll, der sich Spreebalkon nennt.

SchlossplatzDort ist Platz für Restaurants und Cafés. An der Südostecke des Schlosses soll eine Trauerweide gepflanzt werden, die an den früheren Schlossgarten erinnert. Auf der südlichen Seite des Schlossplatzes wollen die Landschaftsarchitekten lange Bänke aus Stein errichten. Vor dem Staatsratsgebäude und am künftigen Freiheits- und Einheitsdenkmal sind weitere Bäume geplant. Die Straße zwischen Lustgarten und Schlossplatz soll auf der gesamten Breite des Lustgartens mit einem Plattenbelag leicht angehoben werden und so als Übergang für Fußgänger dienen. Dort ist künftig Tempo 30 vorgesehen.

Der preisgekrönte Entwurf verzichtet darauf, historische Elemente wie den Neptunbrunnen oder die Rossebändiger an ihre alten Standorte zurückzuversetzen. Sie hätten inzwischen andere Plätze gefunden, sagte Timo Herrmann. Er zeigte sich aber offen für eine Rückführung, wenn diese beschlossen werden sollte. Senatsbaudirektorin Lüscher sagte, der Neptunbrunnen, der heute auf dem Rathausforum neben der Marienkirche steht, würde „sehr nahe" an die Fassade des Humboldt-Forums heranrücken. „Wir waren uns einig, dass an eine Rückführung erst zu denken wäre, wenn das Rathausforum umgestaltet würde."

Erster Preis: So soll der Schlossplatz von der Schlossbrücke aussehen. Der Boden wird mit Kleinsteinpflaster belegt, an der Stelle des früheren Apothekerflügels werden Bäume gepflanzt.

Das Problem: Falls der Brunnen exakt an seinen alten Standort zurückkehren soll, müsste wahrscheinlich die Straße verlegt werden, die vor kurzem dort gebaut wurde. Einer, der der Rückführung des Neptunbrunnens aufgeschlossen gegenüber steht, ist Manfred Rettig, Geschäftsführer der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt-Forum. Er sagte, dass die Diskussion über die Gestaltung sicher noch weiter- geführt werde. Der preisgekrönte Entwurf biete Spielraum für eine Debatte über alle Anregungen, die jetzt noch kommen werden. Eine Anspielung auf die zu erwartenden Forderungen nach einer Rückführung des Brunnens. Technisch sei es möglich, den Neptunbrunnen an den alten Platz zu verlegen, sagte Rettig. Aber an der Straße müsse man dann etwas verändern.

Bei den Anhängern der Schloss-Rekonstruktion stößt die zeitgenössische Gestaltung des Schloss-Umfeldes auf Kritik. Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, sagte: „Wir brauchen den Neptunbrunnen am alten Standort, denn er ist für das Portal des Schlosses an dieser Stelle entworfen worden. Und wir brauchen die Rossebändiger zurück, die im Original eng nebeneinander stehen und nicht 100 Meter auseinander wie jetzt am Kleistpark." Das Positive an dem preisgekrönten Entwurf sei, dass er alle Optionen offen lasse, so von Boddien.

Die Gesellschaft Historisches Berlin zeigte sich indes komplett unzufrieden. „Nach Betrachtung aller 41 Entwürfe ist festzustellen, dass kein Entwurf eine befriedigende Lösung und Gestaltung geliefert hat", teilte sie mit. Keiner der Entwürfe sollte realisiert werden. Stattdessen sei eine „Rekonstruktion des Umfeldes nach historischem Vorbild" wie am Pariser Platz und am Schinkelplatz geboten.

Für die Gestaltung der zirka 38.000 Quadratmeter großen Flächen stehen zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Zur Eröffnung des neuen Schlosses im Jahr 2019 sollen die Außenanlagen weitgehend fertig sein.

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