SPD-Landesvorsitzender Jan Stöß fordert Grundlagen für die Gestaltung der historischen Mitte zwischen Fernsehturm und Humboldtforum

Berliner Zeitung vom 9.8.2014

Für viele Stadtplaner ist die Freifläche zwischen Fernsehturm und Humboldtforum eine fantasielose Brache. Wenn nicht bald etwas passiert, ist das Schloss fertig - und die Umgebung ein bisschen peinlich. SPD-Chef Stöß fordert nun einen Masterplan zur Neugestaltung.

Berlins SPD-Landesvorsitzender Jan Stöß hat Grundlagen für die Gestaltung der historischen Mitte zwischen Fernsehturm und Humboldtforum gefordert. „Je schneller es mit dem Humboldtforum vorangeht, desto deutlicher wird, dass wir auch für die andere Spree-Seite eine Antwort für die künftige Gestaltung brauchen", sagte Stöß im Gespräch der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben dort heute eine vernachlässigte Brache ohne Aufenthaltsqualität."

 

Es gehe darum, die Stadtmitte Berlins als Ort der ganzen Stadt wiederzugewinnen. „Das Problem beginnt aber schon damit, dass dieser zentrale Ort keinen richtigen Namen hat", sagte Stöß. Früher hieß es Marx-Engels-Forum, jetzt heißt es offiziell Rathausforum. „Aber kein Berliner nennt das so. Da denken selbst Taxifahrer eher an ein Einkaufszentrum."

Berlin müsse sich darüber klar werden, welche Funktionen dieser Ort in der Stadt erfüllen soll. „Wir sind da erst am Anfang. Ich finde aber, dass weder Politiker noch Architekten hier mit einer vorgefertigten Vorstellung herangehen sollten", ergänzte Stöß. „Erst wenn wir uns über die Grundlagen klar sind, können wir uns über mögliche Wettbewerbsverfahren Gedanken machen." Es gebe bereits das Forum für Akteure bei Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Ohne breite Beteiligung und öffentliche Diskussion könne es aber keine Entwicklung geben.

Das Rathausforum ist heute eine landeseigene Fläche. Doch es gebe einen großen Anteil von Grundstücken, die früher jüdischen Eigentümern gehörten und die ihnen zur Nazizeit geraubt wurden. „Es steht noch aus, dass wir uns auch mit diesem Teil unserer Vergangenheit auseinandersetzen." Bisher gebe es auf dieser Fläche keine Entschädigungsansprüche, weil es Verkehrs- und Parkflächen seien. „Aber das kann nicht heißen, dass wir dort überhaupt nichts machen, nur um keine Entschädigungsansprüche auszulösen."

Jahrelang habe es auch eine ideologisch aufgeladene Debatte gegeben, wie man mit dem DDR-Erbe auf diesem Areal umgeht, ergänzte Stöß. Jetzt sei es an der Zeit, die Aufgabe mit der nötigen Sensibilität anzugehen. Es gehe darum, das Areal behutsam zu urbanisieren, ohne die Zeugnisse der DDR-Moderne zu beseitigen.
Bei der historischen Mitte hält der Politiker es allerdings nicht für denkbar, das Areal großflächig zu privatisieren - wie beispielsweise am Potsdamer Platz. „Die Entwicklung hier muss eine Aufgabe der öffentlichen Hand, eine Aufgabe Berlins bleiben", betonte er. (dpa)

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