Klostergärten in Berlin-Mitte - Klassisch, hell und teuer: So sollen die Klostergärten aussehen. Im Herbst 2016 sind die Wohnungen bezugsfertig. Zu der Anlage gehört auch ein Hof, der sich zur Parochialkirche öffnet. Der Wert der Wohnanlage: mehr als 30 Millionen Euro.
Berliner  Zeitung vom 05.11.2014 von Uwe Aulich

Die Bauwert Investment Group errichtet in Berlin-Mitte ein weiteres Wohnensemble mit 58 teuren Wohnungen. Gleich daneben steht im historischen Klosterviertel die Parochialkirche, deren Turm mit Glockenspiel jetzt wieder aufgebaut wird. Stört das Glockenspiel die neuen Nachbarn?

 

Das Unternehmen Bauwert hat im Bezirk Mitte offenbar eine Vorliebe für Projekte neben alten Kirchen. Nachdem sie bereits die Kronprinzengärten an der Friedrichswerderschen Kirche errichtet, startet sie jetzt neben der barocken Parochialkirche an der Klosterstraße den Bau für ein weiteres Wohnhaus: 58 hochwertige Eigentumswohnungen sollen dort in den nächsten zwei Jahren entstehen. Es ist eines der wenigen Wohnungsneubauprojekte im Klosterviertel.

„In der Mitte der Stadt hat der Ort noch etwas dörfliches. Er gleicht einer verwunschenen Ecke", sagte am Mittwoch Henning Hausmann, der Prokurist der Bauwert. Klostergärten heißt das U-förmige Ensemble, das zwischen zwei Baudenkmalen entsteht – der fast 300 Jahre alten und immer noch turmlosen Parochialkirche und dem ehemaligen Geschäftshaus der Brüder Tietz aus dem Jahr 1906.

Die Bauwert hat das Grundstück vor gut anderthalb Jahren von einer dänischen Gesellschaft gekauft, die dort ein Hotel errichten wollte. Dagegen setzte die Bauwert sofort auf Wohnungen und entschied sich für eine klassische Architektur, die vom Architekturbüros Patzschke & Partner entworfen wurde: Sandsteinsockel, helle Putzfassade, Loggien und Balkons. „Vielen ist die Anmutung zu traditionell gewesen", sagt Jürgen Leibfried, der Geschäftsführer der Bauwert Investment Group. Sie meinten, die Klostergärten würden sich gegenüber der Kirche und dem Kaufhaus Tietz in den Vordergrund drängen. Leibfried sagt dagegen: „Die meisten Menschen lieben diese Architektur." Nach Ansicht der Bauwert würde eine Betonfassade oder ein Glaspalast nicht in dieses Viertel passen. Denn die Reste der alten Stadtmauer stehen nur eine Straße weiter, dort befindet sich auch die historische Gaststätte „Zur letzten Instanz", die aber meist nur von Touristen angesteuert wird.

Während in den Kronprinzengärten luxuriöse Eigentumswohnungen entstehen, sind die Kaufpreise in den Klostergärten etwas niedriger. „Die Grundrisse der Wohnungen sind auf Berliner Kundschaft ausgerichtet. Vorrangig werden die Käufer die Wohnungen selbst nutzen", sagt Nikolaus Ziegert, der die Apartments vermarktet. Durchschnittlich 5500 Euro pro Quadratmeter müssen die Käufer zahlen. Zwei- bis Vierzimmer-Wohnungen (60 bis 120 Quadratmeter) kosten dann schon mal eine halbe Million Euro, die kleinsten Wohnungen liegen bei einer Viertelmillion, das Penthouse bei 1,6 Millionen Euro.

Leibfried sieht diese Summen nicht als Problem. „Wir machen hier etwas Idyllisches, das für die Berliner finanzierbar ist. Viele Menschen mit normalem Einkommen können sich das leisten." Das sind dann aber wohl doch nur die Besserverdienenden, auch Familien mit Kindern werden sich kaum in den Klostergärten heimisch fühlen.

Konflikte mit den Nachbarn?
Gerade von Kindern aber hatte die benachbarte Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien geträumt, um das Klosterviertel wiederzubeleben. Pfarrerin Beate Dirschauer stellt sich schon jetzt vor, dass auch die Schule Graues Koster neben der Kirchenruine an der Grunerstraße wieder aufgebaut wird und irgendwann die Gymnasiasten an der Parochialkirche wieder vorbeigehen. Die Kirche selbst erhält gut 70 Jahre nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im nächsten Jahr ihren Kirchturm und auch ihr Glockenspiel zurück – finanziert aus Lottomitteln und Privatspenden. Das neue Spiel umfasst 52 Glocken inklusive einer großen schweren und damit auch lauten Glocke.

Sind daher schon jetzt Konflikte zwischen Kirche und den künftigen Eigentümern der Luxuswohnungen absehbar? Die Gemeinde hofft das nicht. Das Glockenspiel wird tagsüber regelmäßig gespielt, auch Konzerte mit einem Carillonneur will die Gemeinde veranstalten. Wie Leibfried sagt, sei mit der Gemeinde vereinbart, dass das Glockenspiel nur zu bestimmten Zeiten erklingt. „Jeder, der sich neben einer Kirche ansiedelt, der weiß auch, dass dort Glocken läuten."

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