Förderverein möchte historische Skulpturen, Neptunbrunnen und Terrasse am Humboldt-Forum
Berliner Morgenpost vom 29.05.2015, Von Sabine Gundlach
Wilhelm von Boddien ist "überzeugter Optimist", wie er sagte. Der Mist sei immer derselbe, scherzte der Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss e.V. – und betonte: "Es kommt auf die Vorsilbe an, bei mir ist das eben ,Opti'". Berlins Schlossherr Boddien eröffnete am Donnerstag eine kleine Ausstellung in der Humboldt-Box. Sie präsentiert den Gegenentwurf für die von Boddien als "Steinwüste" kritisierte bisherige Planung des unmittelbaren Umfelds des Berliner Schlosses.
Der Siegerentwurf des Realisierungswettbewerbs zur Freiraumgestaltung im Umfeld des Humboldt-Forums von "bbz landschaftsarchitekten" sei "erweiterungsfähig", sagte Boddien. Statt der vorgesehenen "leeren und steril steinernen Fläche vor dem Schloss", das in dieser Planung losgelöst vom Umfeld wie auf einem Tablett stehe, setzt Boddien auch dort auf die historische Gestaltung.
Chance zur Rekonstruktion nutzen
"Wir stellen das Umfeld jetzt zur Debatte", sagte Boddien. Und er ergänzte: "Wir plädieren dafür, dass Berlin die Chance nutzt, die berühmte Lustgartenterrasse mit den historischen Skulpturen der Oranierfürsten und der Rossebändiger wiederherzustellen", sagte Boddien gestern. Das sei ohne große Schwierigkeiten machbar, meinte Boddien und verwies auf die fünf originalen Kleinmodelle der ursprünglichen Statuen, die jetzt ein Jahr lang in der Humboldt-Box am Schlossplatz besichtigt werden können.
Die etwa 50 Zentimeter großen und einen Zentner schweren Bronzefiguren sind eine Leihgabe aus den Niederlanden, die dank der Unterstützung des niederländischen Königshauses zustande gekommen ist. Kaiser Wilhelm II. hatte diese Miniaturen der Originalstandbilder von der Lustgartenterrasse vor dem Schloss der niederländischen Königin Wilhelmina am 31. August 1907 zu ihrem 27. Geburtstag geschenkt. Die Leihgabe der Niederländer sei eine wunderbare Geste im zusammenwachsenden Europa, vor allem angesichts der jüngeren Erinnerungen an Deutschland, so Boddien.
Der Wahlberliner, der gebürtig aus Hamburg kommt, nutzte das Forum der Ausstellungseröffnung auch dafür, erneut die Umsetzung des Neptunbrunnens zu fordern. Der Brunnen werde sowieso zur Restaurierung abgebaut, da könne man ihn auch gleich wieder an seinen historischen Platz vor das Schloss stellen, argumentierte Wilhelm von Boddien. Der Brunnen sei 1890 ein Geschenk Berlins an den Kaiser gewesen. Die Kosten für die Umsetzung des Brunnens bezifferte Boddien auf 1,5 Millionen Euro. Der Guss pro Skulptur werde etwa 200.000 Euro kosten.
Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung werden die Vorschläge des Fördervereins gelassen aufgenommen. "Wir stehen zu dem Siegerentwurf. Er ist zeitgemäß und nimmt die historischen Spuren auf, zum Beispiel bei den Lustgartenterrassen. Er folgt dort auch den Anforderungen des barrierefreien Zugangs zum Humboldt-Forum", sagte Martin Pallgen der Berliner Morgenpost. Der Sprecher der Senatsverwaltung betonte, dass der Entwurf explizit die Umsiedlung von Skulpturen wie den Rossebändigern und auch dem Neptunbrunnen ermögliche, wenn dies gewollt sei. Der prämierte Entwurf lasse diese Option zu. Weil das Humboldt-Forum barrierefrei zugänglich sein sollte, würde eine ebene Variante für die ursprünglich gestufte Terrasse ausgewählt, die sich an das historische Vorbild anlehne.
Boddien informierte am Donnerstag auch über den Spendenstand für den Wiederaufbau des Schlosses. Der Förderverein habe bereits mehr als 50 Millionen Euro inklusive Sachleistungen für das Großprojekt gesammelt. Rund acht Millionen Euro seien in Sachleistungen an die für den Bau verantwortliche Stiftung gegangen, der Rest in bar, sagte der Vereinspräsident. "Wir sind im Plan, was den Baufortschritt angeht. Und wir sind im Plan, was die Kosten angeht."
Am 12. Juni ist Richtfest
Ursprünglich hatte der Verein zugesagt, 80 Millionen Euro für die historischen Fassaden zu sammeln. Inzwischen habe man die Zusage auf 105 Millionen Euro erhöht, so Boddien. Mit dem zusätzlichen Geld solle vor allem die historische Kuppel rekonstruiert werden. "Bis Ende 2019 haben wir das Geld zusammen. Ich glaube, das wird klappen", gab sich Boddien gewohnt optimistisch. Noch im vergangenen Jahr hatte Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) in einem Bericht an den Bauausschuss des Bundestages vor Finanzrisiken durch fehlende Spenden gewarnt.
Das rekonstruierte Schloss soll ab 2019 unter dem Namen Humboldt-Forum ein Kunst- und Kulturzentrum werden. Den Löwenanteil der auf insgesamt 590 Millionen Euro veranschlagten Baukosten trägt der Bund. Der Rohbau ist inzwischen fast fertig, am 12. Juni ist Richtfest.
Das Richtfest wird ab 12 Uhr live im Fernsehen von Phoenix übertragen. Nachmittags ist um 16 Uhr auf der Baustelle ein Empfang des Fördervereins Berliner Schloss e. V. für geladene Spender geplant. Am Abend spielt im Rohbau des Schlosses das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Marek Janowski. Das Konzert ist bereits ausverkauft. Freien Eintritt auf der Schlossbaustelle haben die Bürger am Sonnabend, 13. Juni, und Sonntag, 14. Juni, beim Tag der offenen Baustelle.