Zur Diskussion um das Flussbad an der Museumsinsel erklärt World Heritage Watch - Presseerklärung vom 13.07.2015
World Heritage Watch teilt die Bedenken der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bezüglich der Einrichtung eines Flussbades, der damit verbundenen Zerstörung der Ufermauer des Kupfergrabens und der Beeinträchtigung des Charakters der Museumsinsel als Ort der Geschichte, Kultur und Bildung. Wir erinnern daran, dass es nur 1031 Welterbestätten auf der Erde gibt. Ihr Schutz und ihre Erhaltung in historischer Authentizität und Integrität müssen unbedingten Vorrang vor allen anderen Überlegungen haben, damit sie auch zukünftigen Generationen als die bedeutsamsten Lernorte der menschlichen Kultur- und Naturgeschichte anschaulich bleiben.
Leider ist aber Herr Prof. Parzinger nicht der beste Anwalt seiner Sache, denn er selbst hat einen sehr viel schwerer wiegenden und nicht zu rechtfertigenden Eingriff ins Welterbe zu verantworten: Den Bau des neuen Eingangsgebäudes (sog. "James-Simon-Galerie") und den damit einhergehenden Abriss der Ufermauer zwischen Eiserner Brücke und Pergamonmuseum. Dieser Bau dient allein der Bewältigung größerer Touristenmassen und damit kommerziellen Zwecken. Es ist zu begrüßen, dass Prof. Parzinger sich endlich auf den Wert der Museumsinsel als Welterbe besinnt. Größere Glaubwürdigkeit könnte er erlangen, wenn er nun die Realisierung des von Oswald Ungers entworfenen Gebäuderiegels zwischen den beiden Flügeln des Pergamonmuseums stoppen würde, der nicht mit dem Welterbestatus kompatibel ist, weil er eine weitere massive Entstellung der originalen Architektur zur Folge haben würde.
Jetzt rächt sich auch, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz seit vielen Jahren zu wenig getan hat, um den Welterbestatus der Museumsinsel ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. So fehlt z.B. seit 16 Jahren eine Plakette, die das Gelände als Welterbe ausweist, worauf wir bereits in unserer Pressemitteilung vom 11. Juni 2015 hingewiesen haben.
World Heritage Watch fordert
- die Geldgeber des Flussbad-Projekts auf zu erklären, wie eine solche Idee eine Förderung von 2 Mio. Euro aus öffentlichen Mitteln erhalten konnte, offenbar ohne dass eine Prüfung seiner Verträglichkeit mit dem Welterbestatus der Museumsinsel durch die UNESCO veranlasst wurde, wie sie nach Art. 172 der Durchführungsbestimmungen zur Welterbekonvention erforderlich ist,
- diese Prüfung umgehend nachzuholen, und
- das Flussbadprojekt bis dahin auszusetzen, um möglichen Schaden von der öffentlichen Hand abzuwenden.
World Heritage Watch im Internet: www.world-heritage-watch.org