Regula Lüscher bestimmt seit zehn Jahren mit, wie Berlin gebaut wird. Die Schweizerin erklärt, warum das schwieriger ist als in Zürich oder Hamburg.
Tagesanzeiger von 1. Februar 2017, Mit Regula Lüscher sprach Dominique Eigenmann
Siehe auch: Stellungnahme der GHB zum Interview mit Frau Lüscher

Sie haben früher Ärger und Erfolge mit roten Blitzen und Ausrufezeichen auf Ihren weißen Badezimmerkacheln festgehalten. Sind da jetzt, nach zehn Jahren im Amt als Senatsbaudirektorin, mehr Blitze oder mehr Ausrufezeichen?
Eindeutig mehr Ausrufezeichen. Weil ich mittlerweile gut vernetzt bin und die Themen kenne, erreiche ich mit gleich viel Energie einen höheren Output. Und mir wird viel mehr Vertrauen entgegengebracht als zu Beginn. Es geht lockerer von der Hand.

Man entspannt sich auch selbst.
Ja. Ich bin jetzt nach zehn Jahren wieder die gleich offene Person, die ich war, bevor ich hierherkam.

Wie schwer war der Anfang?
Hier herrscht eine ganz andere Kultur, ich musste mich erst einleben. Und dann musste ich langsam herausfinden, wie man sich so geben kann, wie man tatsächlich ist, ohne unangepasst oder unintegriert zu wirken. Es war mir schon bewusst, dass ich mich hier neu erfinden muss, um erfolgreich zu sein.

 

Wie wurden Sie aufgenommen?
Offen und herzlich. Schweizer sind hier mehrheitlich beliebt, das hat mit ihrer Wesensart zu tun. Einer Schweizer Architektin eilt zudem typischerweise ein gewisses Renommee voraus.

Und was haben Sie nun von den Berlinern übernommen?
Direktheit. Härte. Zuweilen den Mut zu «quick and dirty», weil es nicht anders geht: Hier gibt es keine Kür. Die Berliner haben viel Humor. Aber ich musste mich ihm erst annähern, weil er sich hinter einer gewissen preussischen Strenge verbirgt. Heute bin ich in diesem Humor zu Hause.

Was war in diesen zehn Jahren das grösste Ärgernis, der schlimmste Blitz?
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Staatsoper hat mich am meisten Energie gekostet. Die Sanierungskosten von einer Viertelmilliarde Euro wurden massiv überschritten, die Bauzeit verdoppelte sich. Im Nachhinein muss ich sagen, dass mir etwas Besseres als dieser Ausschuss gar nicht hätte passieren können. Da ich die letzte Überlebende war, die für die .......

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Wiederaufbau war für mich Fälschung

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