Berliner Morgenpost vom 19.08.2017 - von Gabriela Walde

Kulturstaatsministerin Monika Grütters spricht von einer Eröffnung „in Phasen“ – Schwierigkeiten beim Zusammenspiel der Institutionen

Der Wirbel um das Humboldt Forum lässt nicht nach. Das Konzept für die Sammlungen, Sonderausstellungsflächen und den Berlin-Teil steht noch aus. Offensichtlich gibt es Schwierigkeiten innerhalb der Institution im Zusammenspiel mit den Partnern. Versprochen ist ein Haus aus einem Guss.

Die Eröffnung war auf Ende 2019 terminiert
Bei den Sammlungen soll es Änderungen geben, doch welche, ist nicht zu erfahren. Statt Euphorie nur Skepsis, keiner mag sich richtig vorzustellen, wie es am Ende aussehen wird im Humboldt Forum. Erst kürzlich warf die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy der Gründungsintendanz vor, die Institution sei hierarchisch und unflexibel, zudem beklagt sie die mangelnde Provenienzforschung. Erst am Montag warnte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) vor einem "Desaster" beim Humboldt Forum.

In diese Stimmung platzt nun die Nachricht, dass das Schloss womöglich in Etappen eröffnet wird. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte am Freitag, das Großprojekt sei zwar nach wie vor im Kosten- und Zeitrahmen. "Die Frage stellt sich aber, ob es didaktisch wirklich sinnvoll ist, alles auf einen Schlag zu eröffnen oder ob man die Inhalte in vertretbaren Phasen präsentiert." Das werde man zusammen mit den Gründungsintendanten diskutieren und entscheiden müssen.

Sie versuche, "die Prozesse zu beschleunigen, die der Komplexität der Aufgabe geschuldet natürlich auch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen", teilte sie mit. Monika Grütters ist eine Strategin, sie baut vor. Das klingt nach zeitlichem Aufschub, vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Öffentlichkeit erfährt, dass sich der Eröffnungstermin verschiebt. Bislang war er auf Ende 2019 terminiert. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte aber berichtet, unter den Verantwortlichen glaube niemand mehr an diesen Termin. Allenfalls werde ein Teil der Geschosse für das Publikum fertig sein. Als Grund für die mögliche Verzögerung werden Probleme bei der Restaurierung von tausenden Objekten, Schwierigkeiten beim Klima im neuen Gebäude und der Transfer der beliebten Südseeboote genannt.

Johannes Wien, Vorstand und Sprecher der Stiftung Humboldt Forum, dementierte gestern umgehend: "Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck und Engagement daran, das Humboldt Forum auf der Grundlage der bestehenden Verträge und Abstimmungen Ende 2019 zu eröffnen." Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erklärte, dass bei jedem Großprojekt die Abläufe regelmäßig angepasst werden. Derzeit erarbeite man "konstruktive Lösungen", um den Umzug wie geplant zu bewerkstelligen und den Eröffnungstermin 2019 zu halten. Da schwingt Unsicherheit mit.

Für Debatten sorgt indes auch die Rolle Berlins im Humboldt Forum. Das Land ist mit 32 Millionen an den Gesamtkosten von fast 600 Millionen Euro beteiligt und soll dafür eine Ausstellungsfläche von 4000 Quadratmetern bespielen. Grütters wandte sich gestern mit deutlichen Worten an den Berliner Kultursenator: "Es würde der Stadt Berlin gut zu Gesicht stehen", sagte sie, "wenn sie endlich auch ihren Beitrag leistet, um das von Lederer befürchtete Desaster zu verhindern." Lederer konterte: "Wir arbeiten mit Feuereifer an der Sache und sind absolut bereit, unseren Anteil am Gelingen des Projekts zu leisten." Paul Spies, der den Berlin-Teil erarbeitet, will diesen in den nächsten Monaten vorstellen

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