Berliner Zeitung vom 26.02.2019 - Von Maritta Adam-Tkalec

Es war einmal ein Planwerk Innenstadt, in dem stand: Das historische Zentrum solle „aufgrund seiner einmaligen stadthistorischen Bedeutung für entsprechende stadtbedeutsame Nutzungen vorbehalten“ bleiben. Es solle „eine neue lokale Identität“ formuliert werden. Man wollte die „Abwanderungsprozesse integrativer Schichten aus der Innenstadt“ stoppen und „das Wohnumfeld den Bedürfnissen von Familien, Kindern, Alten und Jungen anpassen“.

 

Auf der Grundlage eines parzellierten Stadtsystems sollte flexibel auf Herausforderungen zukünftiger Innenstadtentwicklung reagiert werden. Neubauten, insbesondere für selbstnutzende Haus- und Wohnungseigentümer, böten Möglichkeiten für ein Engagement privater Bauherren. Mit einer solchen Strategie sollte es gelingen, „ein integrations- und identifikationsstiftendes stadtbürgerliches Bewusstsein in der Innenstadt zu stärken“. Dies ist noch immer auf den Internetseiten der Senatsverwaltung für Bauen nachzulesen. 
Wie gesagt: Es war einmal. Statt kleinteiliger Parzellierung und vielfältiger Nutzung drohen dem neuen Quartier am Molkenmarkt nun zentrale Platten-Bauwirtschaft durch zwei städtische Wohnungsbaugesellschaften mit Blöcken auf Großparzellen.

Häuser im Billig-hässlich-monoton-Stil
Das Planwerk Innenstadt sah 1999 einen bebauten Mühlendamm vor und eine Verengung auf zwei Fahrspuren, also die Entstehung eines charmanten, vielfältigen Aufenthaltsraumes. Noch im November 2018 war von einem Realisierungs- und Gestaltungswettbewerb für den Entstehungsort Berlin die Rede, der Anfang 2019 starten sollte. Doch die Lompscher’sche Verwaltung meldet auf der Wettbewerbsseite: „Momentan läuft keine Ausschreibung in diesem Bereich.“

Die Bürgervereine für die Berliner Mitte sind angesichts der Aussicht auf Häuser im Billig-hässlich-monoton-Stil entsetzt. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie, „eine Vielzahl von Bauherren“ solle auf kleinen Parzellen gestalten dürfen.
Währenddessen kann die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. den vierten bedeutenden Preis als Anerkennung für den gelungenen Wiederaufbau des innerstädtischen Ortes entgegennehmen. Entscheidend dabei war das Bürgerengagement. Und in Berlin? Sollen Plattenbauten in der historischen Mitte linke Mehrheiten sichern?

Die Berliner Zeitung im Internet: www.berliner-zeitung.de