Frankfurter Allgemeine vom 26.07.2019 - Von Christian Schubert

Die französische Hauptstadt unterzieht sich einer Frischzellenkur.
Fast siebzig Bahnhöfe, Metro-Linien von mehr als 200 Kilometern sowie Dutzende neuer Wohn- und Büroviertel werden im Großraum Paris in den kommenden Jahren aus dem Boden gestampft. Das ist erfreulich, denn das über, Jahrzehnte chaotisch gewachsene Gebiet mit seinen zwölf Millionen Einwohnern braucht mehr inneren Zusammenhalt. Die öffentlichen Verkehrslinien schaffen das nicht allein, solange Arbeitsplätze und erschwinglicher Wohnraum fehlen, doch es ist ein Anfang. Darüber hinaus braucht der Großraum Paris aber auch eine administrative Frischzellenkur. Davon ist bisher nichts zu sehen. Die Stadt Paris, Hunderte von• Kommunen, interkommunale Verbände, sieben Departements, eine Region und seit einiger Zeit eine Einheit namens „Metropole du Grand Paris" teilen sich Verantwortung und Ressourcen.

Hier zeigen sich der hartnäckige Überlebenswillen der Verwaltung und die fehlende Kraft der Politiker, dagegen anzugehen. Wenn die Lokalregierungen dann auch noch eine Mietbremse einführen, wie gerade wieder die Stadt Paris, hält das Investoren auf Distanz. Bei 10 000 Euro Durchschnittspreis für einen Quadratmeter innerhalb der inneren Pariser Stadtgrenzen und entsprechend hohen Mieten ist die Versuchung für solche Eingriffe groß, doch schon in der Vergangenheit blieben sie weitgehend wirkungslos. Der Pariser Großraum braucht mehr Wohnflächen und daher Anreize durch ordentliche Renditen. Nur neue Immobilien sorgen dann letztlich für Preisdruck nach unten. Daher ist es gut, wenn nun Brachflächen erschlossen und ans Verkehrsnetz angebunden werden.

Die Frankfurter Allgemein im internet: www.faz.net/