Für die Sanierung gibt es neue Pläne
Berliner Morgenpost vom 6.2.2021 - Von Julian Würzer

Das Berliner Landesdenkmalamt hat Bauten und die Platzgestaltung der 1980er Jahre des Gendarmenmarkts unter Denkmalschutz gestellt. Das Amt bewertet das neue Schutzgut des historischen Marktplatzes in der Berliner Mitte als „hervorragend“ überliefertes Zeugnis eines städtebaulichen Großprojekts der DDR. „Mit der Unterschutzstellung würdigen wir diese Zeitschicht und zeigen, dass auch das jüngere Erbe unseren Schutz verdient“, sagte der Staatssekretär für Europa am Freitag.

 

Zu den nun denkmalgeschützten Bauten gehört unter anderem das Otto-Nuschke-Haus, einstmals Parteizentrale der CDU-Ost an der Charlottenstraße. Das Gebäude ließ der Architekt Günter Boy als Plattenbau errichten – im Stil des Neoklassizismus. Auch das damalige Domhotel haben die Landesdenkmalschützer nun als schützenswert eingestuft und mit dem Label versehen. Planung und Bau begannen wie bei vielen anderen Gebäude rundum noch zu DDR-Zeiten, eröffnet wurde das Hotel 1990.

Plattenbauten, die historische Vorbilder neu interpretierten
An der Markgrafenstraße auf der anderen Seite des Gendarmenmarkts zählt ein Wohngebäude dazu. „Platte“ ist nicht gleich Platte, „hier wurden Fertigteile individualisiert und historische Vorbilder neu interpretiert“, sagt Christoph Rauhut, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin über das Gebäude.

Die architektonische DDR-Moderne wird in den vergangenen Jahren immer mehr gewürdigt. Erst im vergangenen Jahr ist das 1984 eröffnete Gebäude des Friedrichstadt-Palastes unter Denkmalschutz gestellt worden. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) bezeichnete den Palast bei der Überreichung der Denkmalschutz -Plakette als „einzigartiges Bauwerk “. Auch die Karl-Marx-Allee mit ihren Bauten , die der DDR-Moderne zuzuschreiben sind, steht unter Denkmalschutz . Dort laufen übrigens Vorbereitungen, um die Gebäude zum Weltkulturerbe erklären zu lassen.

Solche Planungen gibt es am Gendarmenmarkt zumindest noch nicht. Dennoch wollen Denkmalschützer auch die Platzgestaltung zwischen 1976 und 1987 – das betrifft die Baumbepflanzungen und die großen Granitpflaster – für viele weitere Generationen erhalten.

Zweifelsohne ist der Gendarmenmarkt ein historischer Ort in Berlin . Der Marktplatz ist vor mehr als 300 Jahren angelegt worden. Seinen Namen erhielt er von dem seit 1732 angesiedelten Kürassierregiment der Gens d‘armes. Eingerahmt wird der Platz von den Sehenswürdigkeiten Deutscher Dom, Französischer Dom und dem Konzerthaus. Staatssekretär Woop adelte den Gendarmenmarkt als einen „der schönsten Plätze Europas“.
Doch schön war der Gendarmenmarkt nicht immer. Er wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und lag Jahrzehnte danach brach. Erst am 3. Februar 1976 ordnete die DDR-Führung den Wiederaufbau an. Die Pläne umfassten die Rekonstruktion des Konzerthauses und der beiden Dome sowie die Neugestaltung der gesamten Freifläche.

Heute gehört der Platz zu den beliebtesten touristischen Attraktionen Berlins . Rundherum liegen touristische wie hochpreisige Geschäfte, Hotels und Restaurants. Größtes Ereignis auf dem Platz unter Nicht-Corona-Bedingungen ist das jährliche Classic Open Air. Dieses soll, so hofft Festivalmacher Gerhard Kämpfe, auch dieses Jahr auf dem Gendarmenmarkt wieder stattfinden. Pflaster des Platzes soll bis 2024 erneuert werden.
Doch viele sind der Überzeugung, dass der Platz eine Auffrischung braucht, um weiterhin für Touristen und Großveranstaltungen attraktiv zu bleiben. Denn sieht man genauer hin, hat das touristische Highlight Schönheitsfehler. Granitplatten sacken ab, Löcher im Kopfsteinpflaster scheinen provisorisch geflickt. Seit Jahren gibt es bereits Pläne zur Sanierung des Platzes. Bislang wurden sie jedoch immer wieder verschoben.
Nun steht aber ein neuer Zeitraum für die Sanierung fest. In der zweiten Jahreshälfte 2022 soll die Deckenoberfläche des Gendarmenmarkts neu hergerichtet werden. Einer Mitarbeiterin des Landesdenkmalamts zufolge soll das Kopfsteinpflaster im kommenden Jahr ausgetauscht und die Fläche zwar erneuert, aber weitestgehend wieder hergestellt werden.

Außerdem soll durch die Erneuerung auch die Gastronomie auf dem Gendarmenmarkt „reguliert“ werden. Die Baumaßnahmen sind dann bis zum Jahr 2024 geplant – danach könnte der den Gendarmenmarkt dann tatsächlich wieder einer der schönsten Plätze Europas sein.

Die Berliener Morgenpost im Internet: www.morgenpost.de