Die anfängliche Begeisterung für eine Badeanstalt mitten im Herzen Berlins ist nach mehr als einem Jahrzehnt bei vielen gewichen.
Berliner Morgenpost vom 11.06.2021 von Isabell Jürgens

Die Idee eines Flussbades mitten im historischen Zentrum der Stadt Berlin an der Museumsinsel und zu Füßen des rekonstruierten Berliner Schlosses begeisterte vor gut einem Jahrzehnt ganz Berlin. Seit 2012 setzt sich der Verein „Flussbad Berlin e. V.“ dafür ein, den 1,8 Kilometer langen Spreekanal von der Gertraudenbrücke bis zum Bode-Museum mit einer Filteranlage in einem großen Teilbereich ökologisch zu säubern und auf einer Länge von 835 Metern als Flussbad zu nutzen.

Das ehrgeizige Ziel: 2025 soll das Badeverbot in der Spree nach rund 100 Jahren enden. Eine der letzten historischen Nutzungen war ein Flussbad unweit des Berliner Schlosses, welches 1924 aus hygienischen Gründen endgültig geschlossen wurde.

Im November 2014 erhielt der Verein im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ von Bund und Land Fördermittel in Höhe von vier Millionen Euro. Im Rahmen dieser Förderung sollen durch den Verein die Weiterentwicklung der Projektidee und die politische Willensbildung betrieben werden.

Mit einem parteiübergreifenden Beschluss im Berliner Abgeordnetenhaus vom 21. November 2017 mit dem Titel „Flussbad Berlin zum Fließen bringen“, brachte auch die Unterstützung der Berliner Politik zum Ausdruck. Seitdem wird das Projekt jedoch aus unterschiedlichen Gründen zunehmend kritisch diskutiert. Im Fokus der Kritik stehen Zweifel an der technische Umsetzbarkeit, an den enormen Kosten des Projektes, dass nach Schätzungen von Experten 77 bis 200 Millionen Euro verschlingen würde, sowie an den erforderlichen Infrastrukturen, die eine genehmigungsfähige, öffentliche, hygienische, funktionale und sicher zu benutzende Badeanstalt voraussetzen würden.
Diese sind sowohl nach Auffassung des Landesdenkmalamtes Berlin , des Landesdenkmalrates Berlin , der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Museen, der Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin , dem amtierenden Landesarchäologen des Landes Berlin , der Monitoring-Gruppe des Icomos Deutschland sowie der Baukammer Berlin , des Berliner Doms und auch der Initiatoren des geplanten Einheits- und Freiheitsdenkmals auf dem Denkmalsockel vor dem Berliner Schloss wegen der notwendigen baulichen Eingriffe abzulehnen. Ob das Projekt mit weiteren Mitteln gefördert wird, ist offen.

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