Bescheiden und bestimmt hat sie das Bild Berlins geprägt und Investoren zu Konzessionen bewegt. Nun geht Regula Lüscher in den Ruhestand.
Der Tagesspiegel vom 23.06.2021 von Rals Schönball

Berlins dienstälteste Staatssekretärin geht auf eigenen Wunsch in den Ruhestand: Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, hört Ende des kommenden Monats auf. Wie die Stadtentwicklungsverwaltung am Dienstag mitteilte, hat der Senat in seiner Sitzung beschlossen, Lüscher zum 31. Juli in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.

Seit 14 Jahren hat die Architektin und Stadtplanerin aus der Schweiz das Amt inne. Sie hat in mehreren Regierungen den Posten der obersten Wächterin über das Baugeschehen in Berlin ausgefüllt, die gemeinsame Landesplanung und bis 2016 die Oberste Denkmalschutzbehörde.

Dass in Tegel ein Quartier aus Holzbauten entsteht, wird ihr zugeschrieben. Sie hat die Investoren überrascht mit der Entwicklung eines Leitbildes für den Bau von Hochhäusern in der Stadt, das völlig neuartig nicht bestimmte Orte für Turmbauten bestimmte, sondern deren "Mehrwert" für die Zivilgesellschaft.
Mit dem von ihr begründeten "Baukollegium", in dem Investoren ihre Pläne einem Gremium aus Architekten und Bauexperten vorstellen, nahm sie Einfluss auf zahlreiche Großprojekte der Stadt.

Regula Lüscher wurde am 1. März 2007 durch die damalige Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer zur Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin berufen. In ihrer 14-jährigen Amtszeit wurde Lüscher von vier weiteren Senatorinnen und Senatoren im Amt bestätigt.

Der Regierende Bürgermeister Micheal Müller (SPD) sagte, mit Regula Lüscher habe er "eine Senatsbaudirektorin an meiner Seite gehabt, die mit viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen, kreativen Ideen auch für Prozesse der Beteiligung, viel Charme und Durchsetzungsvermögen in einem manchmal rauen Umfeld gezeigt hat, dass sie ihre Frau steht".

"Der Schönheit Berlins verschrieben"
Berlins Senator für Stadtentwicklung und Wohnen Sebastian Scheel (Linke) nannte die Zusammenarbeit mit Lüscher "immer eine große Bereicherung". Die Senatsbaudirektorin habe "in Berlin ihre Spuren hinterlassen, im Stadtbild und in unserer Verwaltung", indem sie sich "der Schönheit Berlins verschrieben" habe, "ohne dabei das das Thema Nachhaltigkeit aus den Augen zu verlieren".
[Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version dieses Text hieß es, Lüscher höre im September auf. Dies hatte eine Sprecherin zunächst mitgeteilt. Tatsächlich ist es der 31. Juli, wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bekanntgab. Wir haben den Fehler korrigiert.]

Lüscher selbst sagte: "Mit mehr als einem weinenden Auge beende ich meine Tätigkeit in diesem faszinierenden Amt". Sie blicke zurück auf viele interessante und inspirierende Begegnungen und Erfahrungen. "Ich gehe aber auch in freudiger Erwartung auf das, was jetzt kommt. Bis Ende Juli übe ich meine Arbeit mit ungebrochen großer Motivation und täglicher Freude aus."

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