Aus Anlaß des dreihundersten Geburtstages des Königs blicken wir zurück auf sein Wirken als Bauherr in Berlin.
In den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts begann in Berlin und in Brandenburg-Preußen eine ganz neue künstlerische Entwicklung, das „ Friedrichcianische Rokoko“.
Am Wohnsitz des Kronprinzen Friedrich in Rheinsberg herrscht eine kunstfreundliche Atmosphäre. Die Kunst blieb zunächst auf seine Wohnungen beschränkt. Der Freund des Kronprinzen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Architekt, Entwerfer von Ornamenten und Maler war eine Persönlichkeit, dessen Intentionen mit den Friedrichs harmonierten.
Als Friedrich 1740 den Thron bestieg, griff er sehr stark in die Gestaltung aller Bauwerke und deren Ausstattung ein. Das Schloss Charlottenburg machte er sofort zu seiner Residenz. Er fühlte sich zu diesem Ort, an dem seine hoch gebildete Großmutter Sophie-Charlotte gewirkt hatte, sehr hingezogen. Die Räume im Obergeschoss des Mittelbaus wurden für ihn hergerichtet. Knobelsdorff erhielt von ihm den Auftrag, das Schloss für seine Bedürfnisse im Stil des Rokoko zu erweitern. Anstelle der von seinem Vater geplanten aber nicht mehr verwirklichten östlichen Orangerie entstand von 1740 – 1742 ein neuer Flügel, der nach dem 2. Weltkrieg als „Knobelsdorff-Flügel“ bezeichnet wird.
Des weiteren ließ Friedrich II. das Schloss Monbijou -am nördlichen Ufer der Spree gegenüber dem heutigen Bode-Museum- modernisieren und erheblich erweitern.
Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, oberster Aufseher aller königlichen Bauten, errichtete neue Anbauten und Nebengebäude, wodurch sich die Anlage bis zur mehrfachen Größe ihres Ursprungs ausdehnte. Bereits 1742 wurden die Schlüssel an die Königinmutterübergeben. Dorothea verbrachte dort alljährlich die Sommermonate, gab Empfänge, Bälle und Konzerte – Vergnügungen, die sie lange entbehrt hatte. Zum Schloss gehörte eine eigene Bootsanlegestelle, da die Herrschaften oftmals lieber bequem auf dem Wasserwege eintrafen als sich über die holprigen Straßen zu bemühen.
Nach dem Tod der Königin Sophie Dorothea 1757 blieb das Schloss längere Zeit unbewohnt. Von 1786 an war es Hauptwohnsitz der Königin Friederike Luise.
Um 1820 wurden die sogenannten „Germanisch-slawischen Alterthümer“ aus der Königlichen Kunstkammer ausgegliedert und als „Museum für Vaterländische Alterthümer“ im Schloss Monbijou untergebracht.
Bei einem Bombenangriff im November 1943 brannten die Gebäude dennoch aus. 1959 ordnete der Ost-Berliner Magistrat gegen heftigen Protest von Museumsfachleuten und Teilen der West-Berliner Öffentlichkeit den Abriss an – offenkundig ähnlich ideologisch motiviert wie 1950 bei der Sprengung des Berliner Schlosses oder 1960 des Braunschweiger Schlosses. Geblieben sind einige Namen. Auf dem Gelände zwischen Oranienburger Straße und Spree entstand der Monbijoupark. In der nahen Umgebung gibt es den Monbijouplatz, die Monbijoustraße und die Monbijoubrücke.
Bis 1737 wurde die Mitte des 17. Jahrhunderts errichtete Stadtbefestigung abgerissen und durch eine ca. 15 km lange Zoll („Akzise“) - Mauer ersetzt. Stadttore, wie das Hallesche Tor, das Spandauer Tor, das Oranienburger Tor usw. ermöglichten den Zutritt zu einem Gebiet, auf dem nunmehr ca. 80.000 Einwohner siedelten. Gegenüber Einwanderern und religiösen Minderheiten wie Hugenotten und Katholiken wurde Toleranz geübt. Mit seiner Thronbesteigung führte Friedrich II. sofort Reformen, wie die Abschaffung der Folter, durch.
Mit dem Blick nach Paris und London setzte er den Ausbau Berlins zu einer europäischen Metropole fort. Einige repräsentative Bauten unter den Linden prägten das Stadtbild, wie z.B. das Zeughaus (1707), das Kronprinzenpalais (1732) und das Opernpalais (1737).
Obwohl Friedrich II. bereits 6 Monate nach seiner Thronbesteigung den 1. Schlesischen Krieg begonnen hatte, beauftragte er Knobelsdorff mit der Planung und den Bau eines Opernhauses unter den Linden. Bereits 1743 konnte das Opernhaus eingeweiht werden. Es war vom Geist der Antike durchdrungen und im Geschmack des großen Palladio errichtet. Der König nahm großen Einfluss auf die Planungen Knobelsdorffs. Erste Planungsideen hatten sie schon in der Rheinsberger Zeit entwickelt.
Das Opernhaus war Bestandteil eines groß angelegten Forum-Planes.
Obwohl Friedrichs Interesse an Charlottenburg zugunsten des 1747 fertiggestellten Schlosses Sanssouci bei Potsdam erlosch, sollten weitere Monumentalbauten den hauptstädtischen Charakter unterstreichen.
1747-1750 wurde am Lustgarten ein neuer Dom errichtet. Die alte Domkirche auf dem Schlossplatz, hervorgegangen aus einem 1297 gegründeten Dominikanerstift, wurde abgebrochen.
Die neue Domkirche "eine 70 m lange und 25 m breite Quersaalkirche" ähnelte im Äußeren mehr einem Schloß als einer Kirche
Von 1751–1753 entstand die Luisenstädtische Kirche in Mitte (Luisenstadt), Alte Jakobstraße Die Pläne für den Barocken Saalbau hatten Christian August Naumann († nach 1757) und Johann Gottfried Büring (1723 bis nach 1788) erarbeitet. 1875 erbaute Stüler einen Turm. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde 1964 die Ruine gesprengt und 2002 eine Erinnerungssteele errichtet.
Ab 1747 entstand die katholische Hedwigskirche hinter der Oper.
Unter den Linden wurde 1756 das Prinz-Heinrich-Palais erbaut, dass 1810 dann der Sitz der ersten Berliner Universität werden sollte.
Nach dem 1773 die St. Hedwigs-Kathedrale eingeweiht worden war, wurde das Forum Friedericianum 1780 mit der Errichtung der Alten Bibliothek vollendet
Mit der Fertigstellung des Neuen Palais in Potsdam im Jahr 1769 wurde für Friedrich den II. Berlin wieder interessant. Eine intensive Bautätigkeit setzte ein. Sie war im Wesentlichen darauf gerichtet, durch neue Prachtfassenden in den Hauptstraßen Berlin das Aussehen einer europäischen Großstadt zu verleihen. Unter den Linden, in der Leipziger- und in der Königsstraße entstanden so genannte königliche Immediat-Bauten. Größtenteils auf Kosten des Königs errichtete Privathäuser mussten nach den Wünschen des Königs zur Verschönerung der Stadt maßgeblich beitragen. Das Bautempo war hoch, bis 1785 wurden mehr als 500 neue Häuser errichtet.
Ab 1770 widmete der König sein besonderes Interesse dem Gendarmenmarkt in der Friedrichstadt. Ein neues städtebaulich geschlossenes Ensemble mit starker architektonischer Aussagekraft sollt geschaffen werden. Die Ställe des ‚Regiments Gensdarmes’ wurden abgebrochen.
Wie beim Forum Friedericianum sollte ein Theaterbau den Auftakt für ein Ensemble bilden. Zwischen den beiden Kirchen wurde das Französische Commedienhaus errichtet. Von den Architekten von Gontard und Unger geplante dreigeschossige Wohnhäuser umrahmten bis 1785 den Gendarmenmarkt. Jedoch erhielt der Platz seine städtebauliche Dominanz durch die Errichtung zweier Turmbauten, geplant durch von Gontard 1780-1785, nach dem Vorbild des Piazza del Popolo in Rom.
Mit der Langen Brücke (heute Rathausbrücke) hatte Berlin nur eine steinerne Brücke. 1776-1783 errichtet Georg Friedrich Boumann d. J. nach Plänen von Gontard die Spittel- und Königsbrücke mit Kolonnaden. Die Architektur erhebt hier einen triumphalen Anspruch.
Im Todesjahr des Königs 1786 wurden das Oranienburger und das Rosenthaler Tor als Triumphbogen errichtet. Ebenfalls befahl der König den Bau des Hamburger Tores mit 2 Obelisken
Die Hauptstadt Preußens - ihre Einwohnerzahl war während der Regierungszeit Friedrich des II. von 90.000 auf 145.000 Einwohner angestiegen - war durch den gezielten inneren Ausbau zu einer europäischen Hauptstadt geworden.
Berlin, im November 2012
Dipl.- Ing. Gerhard Hoya