Klosterviertel
Am Molkenmarkt und im Klosterviertel
droht ein unattraktives Stadtviertel zu entstehen.
28.02.2022 von Gerhard Hoya
Der Molkenmarkt ist als Platzanlage durch Abriss der historischen Randbebauung nicht mehr erkennbar. Zwei übermäßig breite Hauptverkehrsstraßen durchkreuzen die Brache. Die Verkehrsbelastung ist viel zu hoch. Verkehrsplanungen, die die Reduzierung des Verkehrsaufkommens reduzieren, wurden bisher nicht vorgelegt.
Der festgesetzte Bebauungsplan sieht für den Molkenmarkt wieder einen viel zu großen Verkehrsraum vor. Die Planung sieht zwei Richtungsfahrbahnen mit je 3 Fahrstreifen und eine Straßenbahntrasse mit 12m Breite, also eine Verkehrsraumbreite von 45 m vor. Dieser viel zu breite öffentliche Raum lässt keine Urbanität und hohe Aufenthaltsqualität erwarten.
Der Bebauungsplan nimmt zwar einen erkennbaren Bezug zum historischen Stadtgrundriss, verzichtet jedoch darauf, die historische Kleinteiligkeit der Parzellenteilungen wieder festzulegen. Aus politischer Sicht will man die Grundstücke nicht mehr an einzelne private Bauherren verkaufen, sondern je eine große Parzelle an zwei städtische Wohnungsbaugesellschaften veräußern. Mit dieser Maßnahme soll preisgünstiges Bauen ermöglicht werden. 50 % der Wohnungen sollen im Förderprogramm „Sozialer Wohnungsbau“ errichtet werden. Hieraus ergeben sich Finanzierungsprobleme und die Gefahr schlichter unattraktiver Architektur.
Sozial ist, was gesellschaftlich Anklang findet, als "schön" und "harmonisch" empfunden wird, Gemeinschaft stiftet und Geborgenheit verheißt. Mit zweckrational-"billiger" Gestaltung allein lassen sich diese Ansprüche nicht einlösen.
Großer Jüdenhof
von Horst Peter Serwene - Mai 2011
Im Mittelalter war der Große Jüdenhof Standort einer jüdischen Wohnsiedlung mit Synagoge und einem rituellen Bad. Vermutlich bestand die Siedlung aus einigen einfachen Fachwerkhäusern, die keinen Hof bildeten. Im 16. Jahrhundert wurde die jüdische Bevölkerung vertrieben und die religiösen Gebäude zerstört. In diesem Bereich entstand im 17./18. Jahrhundert ein Platz mit zwölf Wohnhäusern, die meist von einfachen Handwerkern bewohnt wurden. Die Juden, die im 17. Jahrhundert wieder zurückkamen, siedelten dort nicht mehr. Der Große Jüdenhof hat seinen Namen aber behalten.
Während der Gründerzeit ist das Klosterviertel durch große Wohn- und Verwaltungsbauten (Gericht / Stadthaus) stark umgeformt worden. Der Große Jüdenhof aber behielt seine kleinteilige Bau- und Parzellenstruktur.
Die Platzanlage war ein besonders beliebtes Fotomotiv Alt-Berlins. Für den Bau des Neuen Stadthauses in der Parochialstr. wurden die Häuser 1-5 abgerissen (siehe Bild 2), Haus Nr. 5 aber wieder historisierend aufgebaut. Die kriegsbeschädigten Häuser wurden teils in den 1950er Jahren, endgültig mit dem Ausbau der Grunerstr. 1965 abgerissen. Der Große Jüdenhof wurde zum Parkplatz ...
Klosterviertel
Von Horst Peter Serwene - Juni 2009
Im Planwerk Innenstadt von 1999 (gültig) ist das Klosterviertel mit seinen städtebaulichen Ergänzungen ausgewiesen. (Bild 21) Durch den Abriss verschiedener Bauten wie Gymnasium zum Grauen Kloster, der Jüdenstr., dem Jüdenhof und dem Molkenmarkt ist die riesige Verkehrsschneise „Grunerstr." entstanden. (siehe Bild 20) Dieser Teil soll wieder geplant und bebaut werden. Anders als beim Marienviertel ist ein bedeutender Teil des Klosterviertels erhalten und es besteht politischer Konsens zur Wiederherstellung des Viertels. Ich möchte einen historischen Abriss geben, die vorhandenen Bauten vorstellen und die aktuellen Planungen darstellen.