Alexanderplatz
Der Alexanderplatz
Berlin, den 31.01.2014 - von Horst Peter Serwene
Im 13. Jahrhundert wurde vor dem Georgentor ein Hospital für Aussätzige gebaut, dazu eine Kirche, die Georgenkirche. Aber erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich eine Siedlung vor dem „Platz vor dem Königstor“ (1701). Durch Wollmanufakturen, Wohn- und Kasernenbauten entstand die „Königsstadt“. Ab 1805, zu Ehren des Zaren Alexander I., wurde der Platz Alexanderplatz genannt.
Die Nähe zum Georgen- ab 1701 Königstor genannten Stadttor und zur Stadtmauer bestimmten ab 1882 den Verlauf der für den Handel und Verkehr äußerst be-deutenden Hochbahntrasse der Stadtbahn. Als frühem Ver-kehrsknotenpunkt und Nadel-öhr zur Innenstadt liefen hier die wichtigen Straßen von Landsberg, Oderberg, Bernau und Prenzlau zusammen und führten von hier über die Königsstraße als breiter Straßenachse direkt zum Rathaus und zum Schlossplatz.
Das Georgen- / Königstor war zudem das wirtschaftlich wichtigste Tor der Doppelstadt, über welches der Handelsverkehr mit den östlichen Hansestädten abgewickelt und wo die meisten Zollgebühren eingenommen wurden.
Der Alexanderplatz entwickelte sich dann ab 1880 zu einem großstädtischen Verkehrsknotenpunkt.
Der Bau der Stadtbahn, die neuen Markthallen und der Bau des Warenhauses Tietz zogen die Menschen an. Durch die Industrialisierung kamen viele Menschen nach Berlin, allerdings waren die Lebens- und Wohnbedingungen teilweise katastrophal. Der Bau der U-Bahn und die Entwicklung der Straßenbahn machten den Alexanderplatz gut erreichbar.
Markant war auch das Denkmal der Berolina, das 1895 eingeweiht wurde. 1927 wurde sie wegen des U-Bahnbaus versetzt und 1944 endgültig abgebaut.
Ein weiterer Aufstieg zu einem „Weltstadtplatz“ wurde durch einen Wettbewerb 1929 eingeleitet. Allerdings verhinderte die Weltwirtschaftskrise eine Gesamtplanung. So wurden nur die beiden Bauten von Peter Behrens realisiert. Die Not dieser Jahre ist in Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ nachvollziehbar geschildert.
Die NS-Zeit von 1933 bis 1945 änderte an der Platzsituation baulich nichts, allerdings wurde das Warenhaus Tietz „arisiert“.
Der Krieg traf auch nach 1945 den Alexanderplatz schwer. Die Zerstörungen waren erheblich, der Abriss (fast) total. So erfuhr der Platz ab 1960 seine weitestgehende Veränderung.
Die Behrensbauten wurden wieder aufgebaut. Dazu kamen Neubauten, wie das Haus des Lehrers, die Kongresshalle, Warenhaus, Verlagshaus, Haus des Reisens das Hotel usw. Aber besonders die Straßenführungen veränderten sich. So ist der „innere Platz“ durch die „Schnellstraßen“ Karl-Liebknecht-Straße und die Grunerstraße in Ost-West-Richtung sowie die Karl-Marx-Allee und der Alexanderplatz in Nord-Süd-Richtung umgeben. Diese Situation schränkt das Aufenthaltsgefühl deutlich ein. Diese Straßen wirken wie eine Barriere.
Nach der „Wende“ 1990 wurde für den Alexanderplatz ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Architekt Hans Kollhoff gewann. Eine „Stadtkrone“ mit 10 Hochhäusern mit 150m Höhe sollte entstehen. Der „innere Alexanderplatz“ als Fußgängerbereich sollte erhalten bleiben, aber mit umgebender Radbebauung und reduzierten Straßenverläufen (Grunerstraße). Ein Überangebot an Büroräumen, insbesondere in der Friedrichstraße, stoppte die potenziellen Investoren.
Nach 20 Jahren beginnt eine neue Diskussion – Stadtkrone oder neuer Wettbewerb. Die Senatsbaudirektorin formuliert den Diskussionsstand: „Der Plan von 1993 (Kollhoff) bleibt, aber die jetzige bauliche Situation auch“ (also kein Abriss)! Nur der Investor Hines (Saturn-Gebäude) hat noch eine Baugenehmigung und will sein Hochhaus als Wohnhaus (!) bauen.
Ist das die Lösung für den Alexanderplatz?
Die Gesellschaft Historisches Berlin e.V. möchte jedenfalls die Redimensionierung der Grunerstraße (Bebauungsplan Klosterviertel/Molkenmarkt) und der Karl-Liebknecht-Straße (Neuer Markt/Marienkirche) als wichtigstes Ziel weiterverfolgen.
Wir halten aktuell eine gemeinsame Planung mit dem „Rathausforum“ und dem Molkenmarkt/Klosterviertel schon wegen der Verkehrsplanung für dringend erforderlich.
„Ich fordere jetzt eine Debatte über die Zukunft des Rathausforums und einen städtebaulichen Wettbewerb“ sagt Manfred Rettig (Vorstand und Sprecher der Stiftung Humboldtforum), „damit das Humboldtforum bei der Eröffnung (2019) nicht in einer städtebaulichen Brache steht“.
In der aktuellen Diskussion (Tagesspiegel vom 04.01.2014) sind auch Teilbereiche im Gespräch.
Der sogenannte „Plattfuß am Alex“ (der querlaufende Flachbau am Park zum Hotel park inn) ist weitgehend leer und schäbig. Geplant (Kollhoff 1993) war hier eine etwa siebengeschossige Radbebauung mit Durchgängen (siehe Bild 5). „Nach einem Gespräch mit Frau Lüscher bin ich optimistisch, dass wir eine Lösung finden“ (Kollhoff im Tagesspiegel vom 05.01.2014)
Eine Diskussion um den Denkmalschutz für die DDR-Bauten (TLG-Gebäude, Haus des Reisens, Verlagsgebäude, Hotel, Kaufhaus) ist wieder neu ins Gespräch gekommen. Das Landesdenkmalamt sprach eine dringende Empfehlung aus und Frau Lüscher, als Anhängerin der DDR-Moderne bekannt, unterstützt das Vorhaben. Die GHB hält die Festlegung dieser Bauten als Denkmale für falsch, da es eine dringende Weiterentwicklung von Platz und Umgebung behindert.