Pressestimmen
Kritiker: Dachrestaurant verschandelt das Berliner Schloss
Berliner Zeitung vom 15.03.2016 von Ulrich Paul
Mit Liebe zum Detail wird die Barockfassade des Berliner Schlosses rekonstruiert – doch auf dem Dach geht es historisch weit weniger exakt zu. In etwas mehr als 30 Meter Höhe soll ein Dachrestaurant mit Platz für 200 Gäste entstehen. An diesem Dienstag will die Stiftung zum Bau des Schlosses darüber entscheiden. Was für Besucher eine neue Attraktion zu werden verspricht, stößt bei den beratenden Architekten auf Protest. „Ich halte es für falsch, ein Dachrestaurant auf dem Berliner Schloss zu errichten“, sagt Peter Kulka, der Architekt des Potsdamer Stadtschlosses. „Kuppel und ein wenig gelungenes Dachrestaurant würden sich gegenseitig in Frage stellen.“
Berliner Wissenschaftler wollen Schinkel-Kirche retten
Professoren der Berliner Unis sorgen sich um die Friedrichswerdersche Kirche in Mitte. Sie fordern vom Senat, das Bauwerk zu retten.
Berliner Morgenpost vom 14.03.2016 von sg
Wissenschaftler der drei großen Berliner Universitäten FU, TU und HU protestieren gegen "den fragwürdigen Umgang" mit der seit 2012 geschlossenen Friedrichswerderschen Kirche von Karl-Friedrich Schinkel in Mitte - "einem prägenden Bauwerk Berlins". In einem offenen Brief, der an diesem Dienstag Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher vorliegt, fordern die Professoren von FU, HU und TU "die unverzügliche, sachkundige und bestandserhaltene Sanierung dieses herausragenden Bauwerks".
Schinkels Kulturerbe erschüttert – erschütternde Baupolitik
Pankower Allgemeine Zeitung vom 13.03.2016 - von Michael Springer
Die Friedrichswerdersche Kirche von Karl Friedrich Schinkel ist heute auf das Ärgste gefährdet. Der Bebauungs-Plan I-208-1 aus dem Jahr 20111 entfaltet seine physische und ästhetische Wirkung. Unterschrieben wurde er am 20. Dezember 2011 vom ehemaligen Stadtentwicklungssenator Michael Müller in der Amtszeit des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit. Gefolgt wurde dem Planwerk Innenstadt des ehemaligen Senatsbaudirektors Hans Stimman, der eine enge Umbauung der Schinkel-Kirche vorsah. Das Berliner Parlament hatte mit der Rot-Roten Regierung am 1.9.2011, kurz vor den den Wahlen am 18.9.2011 die Zustimmung zum Bebauungsplan gegeben. Die nachfolgende Große Koalition bestätigte dessen Absichten.
Mit dem Schloss bekommt Berlin wieder ein Zentrum
Berliner Zeitung vom 07.03.2016, Interview mit Landesarchäologe Matthias Wemhoff von Maritta Tkalec
Wir brauchen wieder mehr Personal
Der Bürgerdialog zur Neugestaltung des Raums zwischen Rotem Rathaus und Marienkirche geht in die andere Richtung – Weite, Grün…
Ich sehe den Gedanken des Freihaltens, des rein gärtnerischen Gestaltens, skeptisch. Im Bürgerdialog denkt man in diese Richtung, jeder hat gerne Grünflächen, aber das wird diesem Ort nicht ausreichend gerecht. Man schaue sich nur an, wie gering der Flächenbedarf der mittelalterlichen Stadt im Verhältnis zur heutigen ist – eine verschwindend kleine Prozentzahl Berliner Fläche. Dort aber kann man die längste Zeit der Berliner Geschichte fassen – über 600 Jahre. Das kann man auf einer Grünfläche nur schwer vermitteln. Was dort jetzt steht oder unbebaut ist, sollte nicht der letzte Stand für die Berliner Mitte sein. Von den einstigen Strukturen her zu denken, kann auch hilfreich sein, um im Bürgerdialog geäußerte Nutzungswünsche aufzunehmen. So ist ja ein Marktplatz ein wunderbarer Ort für Dialog. Wieso also bezieht man sich nicht auf den Neuen Markt und nimmt das als wahnsinnig gute Chance? Das gäbe auch der Marienkirche wieder einen Bezugspunkt. Das heißt ja nicht, dass es wieder so wie früher werden muss. Es heißt aber, dass ich die Grundstruktur ernst nehme und sage: Die soll eine Rolle in den Überlegungen für die Zukunft spielen.
Städtebau-Fiasko
Berlin vergibt Preise für Pleiten, Pech und Pannen
Zerlaufene Eierkuchen, eingebeulte Keksdosen, gestapelter Schichtkäse: Auch das Berliner Kulturforum wird zum städtebaulichen Fiasko. Die preisgekrönten Ideen und Entwürfe sind ein bitterböser Witz.
Die Welt vom 02.03.16 - Von Dankwart Guratzsch
Berlin sucht mal wieder seine Mitte. Diesmal dort, wo die Philharmonie und die Neue Nationalgalerie stehen. Hier soll für 200 Millionen Euro das "Museum des 20. Jahrhunderts" errichtet werden – ein Bau, der die deutsche Hauptstadt repräsentiert. Ein europäisches Riesenprojekt. Und einer der letzten großen Bausteine der Berliner Museumslandschaft. Mehr als 1000 Architekten aus aller Welt hatten die Wettbewerbsunterlagen angefordert, 460 reichten Entwürfe ein. Als die Arbeiten jetzt vorgestellt wurden, war der Andrang groß.
Und dann die unsägliche Enttäuschung: Der Wettbewerb ist praktisch gescheitert. Ein Riesenaufwand allein an Entwurfsarbeit und finanziellen Ressourcen (insgesamt mussten die 460 Büros zehn bis 15 Millionen Euro in ihre Arbeiten investieren) – aber umsonst. Zehn Preisträger, aber keine einzige zündende Idee darunter.
Das Berliner Kulturforum ist für viele ein "städtebaulicher Sehnsuchtsort – zugleich aber ein Ort der Unfertigkeit, eine der struppigsten Brachen Deutschlands". Es war kein Geringerer als Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der den Bauplatz auf diesen widersprüchlichen Begriff brachte. Dieser Ort, das klang fast pathetisch, gehöre "nicht Berlin allein, sondern der ganzen Welt". Wenn man sich vergegenwärtigt, wer an dieser Ausscheidung alles teilnahm (selbst zehn Chinesen), hat der Museenchef recht. Aber was waren die Vorgaben?