Pressestimmen
Berliner Baudebakel - Freizeitpark in Mitte, Wohnpark am Rand
Die Berliner Architekten geben auf und resignieren vor den Interessen der Immobilienbesitzer und Bauverwalter. Die Debatte zur Neugestaltung der Mitte ist erledigt. Rettet die Stadt vor ihren Planern!
Die Welt vom 8. Januar 2015 - Von Dankwart Guratzsch
Die "Berliner Stadtdebatte", mit der über die Gestaltung der Mitte der deutschen Hauptstadt entschieden werden sollte, ist gelaufen, schreibt das "Deutsche Architektenblatt" (Link: http://dabonline.de) , Zentralorgan der Architektenschaft. Und kritisiert: "Es waren mehrheitlich oder laut vertretene Meinungen in zufällig und nicht repräsentativ zusammengekommenen Runden."
Das ist noch milde ausgedrückt. Wie Teilnehmer der "Dialoge" im Umspannwerk am Alexanderplatz berichten, waren die vorderen Sitzreihen von Angestellten der Berliner Bauverwaltung reserviert worden, von denen dann auch die "Mehrheiten" der abgegebenen Stimmen und die lautesten Wortmeldungen kamen.
Wohnwünsche – etwa nach mehr Wohnungsbau in dem von Ulbricht und Honecker für Aufmärsche und Kundgebungen freigeräumten historischen Zentrum – spielten in der "Debatte" kaum eine Rolle; denn im Plenum waren die Wohnungsbesitzer unter sich. Und die zeigten sich am allerwenigsten an weiterer Verdichtung interessiert.
Historische Mitte soll Berlin eine Identität geben
Urania-Diskussion von Architektenkammer und Tagesspiegel
Was soll aus der Berliner Altstadt werden? Nach dem Abschluss des Bürgerdialogs sind jetzt Ideen gefragt. Experten und Abgeordnete diskutierten darüber am Montagabend in der Urania.
Der Tagesspiegel vom 01.12.2015 - von Thomas Loy
Rund um die Berliner Marienkirche an der Karl-Liebknecht-Straße ist viel Platz zur Verfügung
Der inhaltliche Schulterschluss zwischen CDU und Linke hielt den ganzen Abend lang. Da konnten kritische Fragen aus dem Publikum auch nichts dran ändern. Die stadtentwicklungspolitischen Sprecher Stefan Evers (CDU) und Katrin Lompscher (Linke) lobten die thesenartigen Ergebnisse des Bürgerdialogs zur Zukunft der Historischen Mitte und gingen jeder konfrontativen Polarisierung - Bebauen oder Freihalten - konsequent aus dem Weg. Moderator Gerd Nowakowski, Leitender Redakteur des Tagesspiegels, verwies auf das Datum 2019, dann würden 3,5 Millionen Besucher das neue Humboldt-Forum erkunden und nach konkreten Antworten verlangen, was denn nun aus der alten Ostberliner Nachbarschaft werden solle.
Ein Ort, zwei verschiedene Zukunftswelten
Debatte um historische Mitte von Berlin - Monatelang wurde über das leere Areal um die Marienkirche eine Bürgerdebatte geführt. Die Gretchenfrage lautet: Soll das Quartier luftig bleiben? Oder sollte es auf historischem Grundriss wieder eng bebaut werden? Am Samstag wurden zehn Leitlinien vorgestellt.
Der Tagesspiegel vom 29.11.2015 - Von Andreas Conrad
Zankapfel Mitte. Die historische Mitte um die Marienkirche südwestlich des Fernsehturms also zwischen Karl-Liebknecht-Straße, Rotem Rathaus, Alex und Spree, soll zur grünen Oase werden -so lautet zumindest eine kontroverse Leitlinie der Stadtdebatte.
Eines zumindest kann man für die Stadtdebatte „Alte Mitte – neue Liebe?“ auf der Habenseite verbuchen: Zehn „Bürgerleitlinien“ sind übersichtlicher als fünfzehn. Anfang September hatte Senatsbaudirektorin Regina Lüscher diese 15 vorläufigen Thesen zur neuen Mitte publik gemacht, als Halbzeitergebnis der Debatte. Am Sonnabend nun, nach weiterem Online-Dialog, nach Bürgerwerkstatt, Fachkolloquium und mehr, konnte sie am frühen Nachmittag gemeinsam mit Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) das auf zehn geschrumpfte Bündel der Maximen vorstellen, auf das sich die Teilnehmer der Debatte als, wenn man so will, kleinsten gemeinsamen Nenner jenseits aller bestehenden Unterschiede geeinigt haben.
Stadtplanung Hochhuth will Neptunbrunnen am Fernsehturm lassen
Streitobjekt: der Neptunbrunnen am Alexanderplatz
Der Dramatiker Rolf Hochhuth plädiert gegen die Versethzung des Neptunbrunnens. Er fordert vom Land einen Wettbewerb für eine neue Anlage.
Berliner Morgenpost vom 28.11.2015 - Von Helga Labenski
Über die Zukunft des Neptunbrunnens auf dem Alexanderplatz ist noch nicht entschieden. Zum Ärger von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) und vieler Berliner Oppositionspolitiker hat der Bund bereits zehn Millionen Euro für den Umzug auf den Schloßplatz freigegeben. Mit einem überraschenden Vorschlag befeuert jetzt der Dramatiker Rolf Hochhuth die laufende Debatte über Sinn und Unsinn eines Standortwechsels der Brunnenanlage aus dem Jahre 1891.
In einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister und Kultursenator, Michael Müller (SPD), regt Hochhuth einen Wettbewerb für einen neuen Brunnen in Berlin an. Ein Wettbewerb werde "zweifellos sehr viel weniger kosten als die horrenden Summen", die für den Standortwechsel genannt würden, argumentiert Hochhuth.
Turmübung am Alex
Der Masterplan für das Areal wurde überarbeitet: weniger Hochhäuser, dafür mehrere „Satellitenplätze“
Der Tagesspiegel vom 25.11.2015 von Ralf Schönball
Ausgelassene Stimmung kam nicht wirklich auf bei der gemeinsamen Vorstellung des überarbeiteten Masterplans für den Alexanderplatz durch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und Hans Kollhoff.
Immerhin, dass Berlins Architektenlegende sogar die Mühen eines teils öffentlichen Workshops auf sich nahm, um sein Frühwerk aus dem Jahre 1993 selbst zu überarbeiten, das darf sich die Senatsbaudirektorin durchaus als Coup zugute halten. Zumal sich der schärfste Kritiker ihrer Stadtplanung in den vergangenen Jahren nunmehr selbst für dieselbe verdingt.