Pressestimmen
Wem gehört der Molkenmarkt?
Die Pläne für den Wiederaufbau der historischen Mitte nehmen Gestalt an. Kritiker befürchten, dass die Entwicklung eines lebendigen Stadtquartiers, das nicht nur Wohlhabende bewohnen sollen, am Druck des Marktes scheitern könnte.
Der Tagesspiegel vom 14.03.2022 von Ralf Schönball
Schärfer könnte man die Kritik an den Plänen Berlins für den größten Innenstadtumbau Europas kaum formulieren: Der Senat habe beim Bebauungsplan für den Molkenmarkt „beim Falschmachen wenig ausgelassen“, sagt der Stadthistoriker Benedikt Goebel. Weil die „monströse Straße aus den 1960er Jahren ihre grausamen Auswirkungen auf das Wohnquartier“ behalte, müssten die Kante der neu geplanten Blöcke „fensterlos als Lärmschutzwände“ dienen, weshalb dort nicht dauerhaft gewohnt werden dürfe. „Das darf nicht als Erfolg gefeiert werden“.
Ansichten eines Streitkopfes
„Stimmanns Stadtlektüren“: Thesen des umstrittenen Ex-Senatsbaudirektors als Buch
Berliner Morgenpost vom 10.03.2022 von Isabell Jürgens
Berlins früherer Senatsbaudirektor Hans Stimmann feiert heute seinen 81. Geburtstag – und der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin -Brandenburg (AIV) gibt aus diesem Anlass „Stimmanns Stadtlektüren – Texte, Vorträge und Interviews: 2012 bis 2022“ heraus. In dieser Sammlung lässt der gebürtige Lübecker, der während seiner 15 Amtsjahre in drei Legislaturperioden als Senatsbaudirektor und Planungsstaatssekretär bis 2006 die architektonischen und vor allem städtebauliche Geschicke Berlins wie kein anderer beeinflusste, noch einmal ordentlich Dampf ab.
Meine Arbeit ist noch nicht vollendet
Vor 30 Jahren hat Wilhelm von Boddien den Förderverein Berliner Schloss gegründet. Jetzt wird er 80 Jahre alt.
Berliner Morgenpost vom 27.02.2022 - Von Isabell Jürgens
„Ich habe mich mein Leben lang vor runden Geburtstagen gedrückt – das wird auch diesmal so bleiben“, sagt Wilhelm von Boddien, der am heutigen Sonntag 80 Jahre alt wird. Dabei hätte von Boddien in diesem Jahr sogar doppelten Grund, sich feiern zu lassen: Vor 30 Jahren gründet er den Förderverein Berliner Schloss, mit dem er maßgeblich dafür sorgte, dass in Berlins historischer Mitte ein teilrekonstruiertes Schloss steht.
Eigentlich habe er vorgehabt, die Seele baumeln zu lassen und mit seiner Frau in ihr kleines Häuschen nach Spanien zu fliehen, erzählt von Boddien. Doch das habe seine Frau nicht zugelassen. „Sie hat darauf bestanden, dass wir in Berlin feiern – wie genau, damit will sie mich überraschen“, sagt er. Vielleicht gehe es ja zu „Curry 36“ an den Mehringdamm in Kreuzberg, das wäre ganz nach seinem Geschmack: „Bloß nichts Aufwendiges und keine Reden“.
Freundlich und beharrlich
Wilhelm von Boddien wird 80. Mit einer Attrappe hatte sein Werben für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses angefangen
Berliner Zeitung vom 25.02.2022 von Nikolaus Bernau
Vor ziemlich genau dreißig Jahren begann in Berlin die Debatte über ein Experiment, von dessen Scheitern die Meisten eigentlich fest überzeugt waren: Die dann am 1. Juli 1993 eingeweihte Schlosskulisse vor dem bereits geschlossenen Palast der Republik. Geworben werden sollte damit für den Nachbau der Fassaden des 1950 auf Befehl der SED gesprengten Berliner Schlosses. Der Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddien initiierte dieses Projekt – bis dahin ein unbekannter Schlossenthusiast, der seither zur Person der Berliner Geschichte wurde. Kein Essen teurer als das mit dem Spendensammler von Boddien, wurde schon in den 1990ern gelästert. Am Sonntag feiert er seinen 80. Geburtstag – und wenn die Zeitumstände andere wären, wäre das wohl ein erstklassiges gesellschaftliches Ereignis.
Bullerbü ist kein Ideal für eine moderne Metropole
Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz über Investoren, die Enteignungsdebatte und die Verkehrsplanung in der Innenstadt
Berliner Zeitung vom 25.02.2022 - Das Gespräch führten Elmar Schütze und Fabian Hartmann.
Kein neuer Berliner Wirtschaftssenator kommt um die Frage herum, ob er gelegentlich in der Schlafkammer neben seinem Büro in der Senatsverwaltung in Schöneberg übernachtet. Nein, natürlich nicht, sagt Berlins neuer Wirtschaftssenator Stephan Schwarz. Aber auch er kennt Anekdoten über den niedrigen Raum, in dem einst Elmar Pieroth seinen Wein gelagert haben soll. Ein Gespräch über plötzliche Wechsel im Lebensweg, „gute Arbeit“ und die Bullerbüisierung Berlins.