Pressestimmen
Wenige Anwohner, viele Planer – und ein dominanter Verein
Der historische Molkenmarkt in Berlin -Mitte soll umgestaltet werden. Beim Werkstattverfahren für die Zukunft des Molkenmarkts ringen Akteure um Einfluss.
Tagesspiegel vom 05.02.2022 von Teresa Roelcke
Was muss ein Werkstattverfahren leisten, um tatsächlich als „Bürgerbeteiligung“ durchzugehen? Am Donnerstagabend fand der erste von zwei Werkstattterminen zu den prämierten stadtplanerischen Entwürfen für den Molkenmarkt statt – und ließ für die nächste Veranstaltung um die künftige Gestalt eines zentralen Orts der historischen Mitte im April noch deutlich Luft nach oben.
Als die Moderation nach einer halben Stunde Zoom-Konferenz darum bat, kurz kenntlich zu machen, wer in welcher Rolle anwesend sei, meldeten sich von 71 abstimmenden Personen lediglich acht als Anwohner:innen, elf als „Besucher:innen“ und sechs Personen als Vertreter:innen einer Initiative – während die Verwaltung und die Planungsteams mit jeweils 15 bzw. 16 Teilnehmenden besonders stark präsent waren.
So wird um die Zukunft des Molkenmarkts gestritten
Berlins ältester Platz soll vom Verkehr befreit werden. Die „öffentliche Werkstatt“ offenbart noch viele ungeklärte Fragen.
Berliner Morgenpost vom 04.02.2022 von Isabell Jürgens
Lassen sich die Wunden, die die Stadtplanung in der Zeit des Nationalsozialismus, Kriegszerstörungen und die Verkehrsplanungen aus der DDR-Zeit Berlins ältestem Platz, dem Molkenmarkt, geschlagen haben, wirklich heilen? Und wenn, mit welchem städtebaulichen Konzept? Auf diese Frage suchten am Donnerstagabend in einer mehrstündigen „öffentliche Werkstatt“ mehr als 130 interessierte Bürger eine Antwort. Grundlage der Online-Diskussion, zu der die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingeladen hatte, waren die beiden Siegerentwürfe eines städtebaulichen Wettbewerbs, der Ende 2021 entschieden wurde. Deutlich wurde dabei vor allem eins: Die Auseinandersetzung darüber, was dort eigentlich entstehen soll, ist noch lange nicht vorbei.
Was schön ist, bestimmen nicht länger moderne Architekten
Die Welt vom 03.02.2022 von Dankwart Guratzsch
Über Jahrzehnte hat man den Bürger als architektonischen "Laien" abqualifiziert und die Rekonstruktion lebenswerter Altstädte "reaktionär" genannt. Jetzt, wo diese Epoche zu Ende geht, ist ein Kulturkampf um unsere Innenstädte entbrannt. Dabei geht es nicht zuletzt um lukrative Aufträge.
Wir erleben eine beispiellose Verunglimpfung von Architekten und Bauprojekten, die nicht dem Schema "zeitgemäßer" Architektur entsprechen. Wo eine Fassade, ein Turm, ein Stück Altstadt gar, womöglich ein Schloss wiederaufgebaut oder rekonstruiert werden soll, sind die Kritiker schnell mit Totschlagvokabeln wie "reaktionär" oder "faschistoid" zur Stelle. Aber rekonstruiert, wiederaufgebaut, saniert und modernisiert wurde zu allen Zeiten. Altstadterneuerung ist ein Dauerthema der Architekturgeschichte.
Neustart für einen urbanen Molkenmarkt
Berlins historische Mitte rund um den Molkenmarkt soll lebenswerter werden. Doch darüber, wie das gelingen soll, wird noch diskutiert.
Berliner Morgenpost vom 01.02.2022 von Isabell Jürgens
Die erste Phase des Städtebaulichen Wettbewerbs zum Molkenmarkt in Mitte ist entschieden und hat gleich zwei Siegerentwürfe hervorgebracht. Dort, wo gerade erst Berlins älteste Straße, ein Bohlenweg aus dem Jahr 1236 von den Archäologen freigelegt wurde , soll wieder ein Stück echte Innenstadt entstehen. Aktuell ist der Molkenmarkt nicht viel mehr als eine extrem verkehrsbelastete Kreuzung . Am kommenden Donnerstag, 3. Februar, können Interessierte die prämierten Entwürfe zur Umgestaltung nun mit den jeweiligen Planungsteams besprechen und ihre Anregungen und auch Kritik äußern.
Denkmalschutz - Der Verfall
Welt plus vom 12.06.2022 von Dankwart Guratzsch
Die Unesco schlägt Alarm. Ausgerechnet zur 1100-Jahrfeier wird Goslar ein "stark vernachlässigtes Stadtbild" attestiert. Um Dresden, um den Barockgarten Großsednitz ist es nicht besser bestellt. Das deutsche Kulturerbe verliert seinen Rückhalt in der Politik. Das war schon mal anders. In der DDR.
Welch ein vergiftetes Geburtstagsgeschenk! Goslar, die Stadt am Harzrand, 922 gegründet, begeht ihr 1100-jähriges Stadtjubiläum. Roland Kaiser, Santiago, Sarah Connor kommen, die Stadt feiert. Mit Yoga, Festgottesdienst und Musik bei Kerzenschein, mit Ausstellungen, Bierfest und Waldbaden.