Pressestimmen
Ertüchtigung statt Neubau? Gutachter prüft Nutzung der Alten Gertraudenbrücke
Verkehrssenatorin Jarasch will Debatte auf sachliche Grundlage stellen. Straßenbahn kommt bis 2028, der Rangierbahnhof in der Leipziger Straße wird verlegt.
Berliner Zeitung vom 16.03.2022 von Maritta Tkalec
Die Zukunft der beiden Gertraudenbrücken wird noch einmal geprüft: Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) lässt die Tragfähigkeit der Alten Gertraudenbrücke durch einen externen Gutachter neu berechnen. Der Vorgängersenat hatte beschlossen, die marode Neue Gertraudenbrücke durch einen simplen Ersatzneubau wieder als autobahnähnliche Verkehrstrasse zu errichten. Sie wolle „die Debatte versachlichen“, sagte Bettina Jarasch der Berliner Zeitung. Daher werde nun nochmals geprüft, ob tatsächlich eine Verkehrsführung einschließlich Straßenbahn über das alte Bauwerk möglich sei. Wenn dann ein unabhängiges, objektives Urteil diese Option ausschließe, dann gebe es „noch einen Grund weniger“, vom bisherigen Senatsbeschluss abzuweichen, sagte sie.
Freitreppe vor Schloss kostet zweistelligen Millionenbetrag
Der Bau der Freitreppe vor dem Schloss verzögert sich immer wieder. Bausenator Geisel rechnet deshalb mit weiteren Kostensteigerungen.
Berliner Morgenpost vom 14.03.2022
Was lange währt, wird endlich gut, lautet ein Sprichwort. Das trifft leider nicht für den vorgesehenen Bau einer Freitreppe zu, die vor dem Humboldt Forum hinunter zum Spreekanal führen soll . Wegen der enormen Kostensteigerungen am Bau haben sich die 2015 ursprünglich auf 1,5 Millionen Euro bezifferten Kosten bis Oktober 2021 auf 7,2 Millionen, beziehungsweise um 400 Prozent erhöht.
Doch dabei wird es nicht bleiben, sagte Bausenator Andreas Geisel (SPD) am Montag vor dem Stadtentwicklungsausschuss. Weil die erforderlichen Genehmigungen zum Bau der Freitreppe immer hoch nicht vorliegen, „wird es noch deutlich teurer“, sagte Geisel. „Wir rechnen mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.“
Wem gehört der Molkenmarkt?
Die Pläne für den Wiederaufbau der historischen Mitte nehmen Gestalt an. Kritiker befürchten, dass die Entwicklung eines lebendigen Stadtquartiers, das nicht nur Wohlhabende bewohnen sollen, am Druck des Marktes scheitern könnte.
Der Tagesspiegel vom 14.03.2022 von Ralf Schönball
Schärfer könnte man die Kritik an den Plänen Berlins für den größten Innenstadtumbau Europas kaum formulieren: Der Senat habe beim Bebauungsplan für den Molkenmarkt „beim Falschmachen wenig ausgelassen“, sagt der Stadthistoriker Benedikt Goebel. Weil die „monströse Straße aus den 1960er Jahren ihre grausamen Auswirkungen auf das Wohnquartier“ behalte, müssten die Kante der neu geplanten Blöcke „fensterlos als Lärmschutzwände“ dienen, weshalb dort nicht dauerhaft gewohnt werden dürfe. „Das darf nicht als Erfolg gefeiert werden“.
Ansichten eines Streitkopfes
„Stimmanns Stadtlektüren“: Thesen des umstrittenen Ex-Senatsbaudirektors als Buch
Berliner Morgenpost vom 10.03.2022 von Isabell Jürgens
Berlins früherer Senatsbaudirektor Hans Stimmann feiert heute seinen 81. Geburtstag – und der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin -Brandenburg (AIV) gibt aus diesem Anlass „Stimmanns Stadtlektüren – Texte, Vorträge und Interviews: 2012 bis 2022“ heraus. In dieser Sammlung lässt der gebürtige Lübecker, der während seiner 15 Amtsjahre in drei Legislaturperioden als Senatsbaudirektor und Planungsstaatssekretär bis 2006 die architektonischen und vor allem städtebauliche Geschicke Berlins wie kein anderer beeinflusste, noch einmal ordentlich Dampf ab.
Meine Arbeit ist noch nicht vollendet
Vor 30 Jahren hat Wilhelm von Boddien den Förderverein Berliner Schloss gegründet. Jetzt wird er 80 Jahre alt.
Berliner Morgenpost vom 27.02.2022 - Von Isabell Jürgens
„Ich habe mich mein Leben lang vor runden Geburtstagen gedrückt – das wird auch diesmal so bleiben“, sagt Wilhelm von Boddien, der am heutigen Sonntag 80 Jahre alt wird. Dabei hätte von Boddien in diesem Jahr sogar doppelten Grund, sich feiern zu lassen: Vor 30 Jahren gründet er den Förderverein Berliner Schloss, mit dem er maßgeblich dafür sorgte, dass in Berlins historischer Mitte ein teilrekonstruiertes Schloss steht.
Eigentlich habe er vorgehabt, die Seele baumeln zu lassen und mit seiner Frau in ihr kleines Häuschen nach Spanien zu fliehen, erzählt von Boddien. Doch das habe seine Frau nicht zugelassen. „Sie hat darauf bestanden, dass wir in Berlin feiern – wie genau, damit will sie mich überraschen“, sagt er. Vielleicht gehe es ja zu „Curry 36“ an den Mehringdamm in Kreuzberg, das wäre ganz nach seinem Geschmack: „Bloß nichts Aufwendiges und keine Reden“.