Pressestimmen
Auf der Suche nach Berlins verlorener Mitte
Berliner Morgenpost vom 13.02.2022 - von Uta Keseling
Drei Damen erinnern daran, was einmal war. „Victoria“ schwebt mit kupfergrünen Flügeln über Erdhügel, Müll und heruntergekommene Sozialwohnungsbauten. Der „Friede“ ihr gegenüber ist eine streng dreinschauende Dame mit Schwert und Kranz. Daneben konzentriert sich die „Geschichtsschreibung“ auf ihre marmorne Schreibtafel, die mit drei Jahreszahlen an die Befreiungskriege erinnert. 1813, 1814, 1815 waren mal identitätsstiftende Jahreszahlen in Europa. Mit schwarzem Filzstift hat jemand darunter gekritzelt: „Ich ficke diese Fotzen.“
Der widerliche Satz steht dort schon lange. Und ja, man kann darüber hinwegsehen. Aber vielleicht ist es genau das, was Berlin schon viel zu lange tut – darüber hinwegzusehen, was mit der Friedrichstraße eigentlich passiert. Und zwar nicht nur auf jenen 600 Metern Radschnellweg in der Mitte, Symbol grüner Verkehrspolitik oder auch Stadtzerstörung, je nach Lesart. Sondern auf den gesamten 3,3 Kilometern, vom Halleschen Tor in Kreuzberg bis zum Oranienburger Tor in Mitte. Auf dem Stadtplan liegt die Straße wie ein Thermometer im Häusermeer. Eine Straße wie ein Messinstrument des Seelenzustands der Stadt: Jeder Meter erzählt Berliner Geschichte, von Gründerzeit, Kriegen, Krisen, Teilung und Zusammenwachsen – und von gelungener und weniger gelungener Stadtplanung.
120 Jahre U-Bahn: Das sind Berlins älteste U-Bahnhöfe
Am 15. Februar 1902 gab es die erste Fahrt mit der Berliner U-Bahn. Historische Postkarten zeigen die ältesten U-Bahnhöfe Berlins.
Berliner Morgenpost vom 11.02.2022 von Jessica Hanack
Am kommenden Dienstag wird es genau 120 Jahre her sein, dass die erste U-Bahn durch Berlin gefahren ist. Es war zugleich die erste U-Bahn in Deutschland überhaupt. Die damalige Tour führt vom Potsdamer Platz zum Zoologischen Garten, weiter zum – heute nicht mehr existierenden – Bahnhof Stralauer Tor und zurück zum Potsdamer Platz. Wie die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) berichten, ging die Premiere am 15. Februar 1902 als „ Ministerfahrt “ in die Verkehrsgeschichte ein. Der Grund ist, dass sich an Bord des Zuges zahlreiche preußische Minister befanden, unter anderem die Zuständigen für öffentliche Arbeiten sowie für Inneres. Die Bauarbeiten für die Strecke hatten zuvor etwa fünfeinhalb Jahre gedauert.
Kleist-Park wird nach historischem Vorbild saniert
Die umfangreiche Sanierung des Kleist-Parks soll im Oktober mit Rodungsarbeiten beginnen. 2,5 Millionen stehen für die Arbeiten bereit.
Berliner Morgenpost vom 09.02.2022 von Julia Lehmann
Der denkmalgeschützte Heinrich-von-Kleist-Park in Schöneberg soll umfangreich saniert werden. Insgesamt 2,5 Millionen Euro stehen dafür bereit. Der Park soll mit Neupflanzungen und neuen Wegeverbindungen in seiner historischen Erscheinung wieder hergestellt werden. In einem für Interessierte offenen Webinar stellte das Straßen- und Grünflächenamt Tempelhof-Schöneberg gemeinsam mit dem beauftragten Landschaftsarchitekten am Mittwochabend eine erste Entwurfsplanung vor.
„Ziel der Parksanierung ist es, die historische Gestaltung des Parks wieder erlebbar zu machen und dabei den aktuellen Anforderungen an die Grünanlage gerecht zu werden“, erklärte das Grünflächenamt in der Ankündigung zum Webinar. Mit der Historie vereinbart werden müssten jedoch die heutige Nutzung des Parks sowie funktionale Aspekte wie Barrierefreiheit und Bewässerung.
Kahlfeldt: „Mir geht es nicht darum, alles zurückzudrehen“
Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt wehrt sich gegen den Vorwurf, Berlin städtebaulich in die 1990er-Jahre zurückführen zu wollen.
Berliner Morgenpost vom 09.02.2022 von Isabell Jürgens
Seit Anfang dieses Jahres hat Berlin eine neue Senatsbaudirektorin. Die Berliner Architektin Petra Kahlfeldt hat das Amt von Regula Lüscher übernommen, die sich im Juli 2021 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzen ließ. Ihre Berufung löste heftige Proteste in der Berliner Architekten- und Planerszene aus. Die Ernennung der 61-Jährigen zur Senatsbaudirektorin sei „eine Kampfansage an eine soziale und ökologische Stadtpolitik“, schrieben ihre Kritiker in einem Offenen Brief, der in den Feuilletons der Republik für Furore sorgte. Seit gut einem Monat ist die umstrittene Planerin nun im Amt. Im Interview verrät die Architektin, wie sie mit der Kritik umgeht – und welche Ziele sie sich gesetzt hat.
Ruhelos durch Berlin
Die Hauptstadt ist immer auch stolz auf ihre Schäbigkeit. Vier Bücher rücken diese nun ins rechte Licht.
Süddeutsche Zeitung vom 08.02.2022 von Stefan Fischer
Berlin ist eine anstrengende Stadt. Dafür wird sie geliebt. Weil sie ständig in Bewegung ist, immer unfertig, immer im Aufbruch begriffen. Und nie saturiert. Wenig hat Bestand in der Hauptstadt, das zeigen vier aktuelle Berlin -Bände besonders anschaulich - am Beispiel zweier Prachtboulevards, eines zentralen Platzes und der vielen Brachen, die sich immer wieder auftun im urbanen Raum. Vielerorts präsentiert Berlin sich als eine ruppige Stadtlandschaft mit vielen Wunden. So auch auf den eigenwilligen Fotografien und in den spannenden Geschichten dieser Bücher.