Pressestimmen
Der Kampf um den Wiederaufbau von Berlins Mitte
Die Gesellschaft Historisches Berlin kämpft seit 25 Jahren für den Wiederaufbau in Berlins Mitte.
Berliner Morgenpost vom 22.12.2016 von Isabell Jürgens
"Unser schönster Erfolg ist der Schinkelplatz. Und unsere größte Niederlage das Neue Museum." So fasst Gerhard Hoya, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft Historisches Berlin e. V. (GHB), in knappen Worten die Arbeit des Bürgervereins zusammen, der seit 25 Jahren unermüdlich dafür kämpft, dass Berlins Mitte nach historischem Vorbild wieder entsteht. "Historisch" ist für den Verein dabei das Vorkriegsberlin, eine Stadt, deren Zentrum im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde und mit den Planungen für die neue DDR-Staatsmitte bis auf einige wenige Symbolbauten endgültig unterging.
Neue Bausenatorin Katrin Lompscher lehnt Geld des Bundes für Wiederaufbau der Kolonnaden am Schloss ab
Die neue Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) geht auf Konfrontationskurs mit dem Bund über die Gestaltung der historischen Mitte. Die vom Bundestag bereitgestellten 18,5 Millionen Euro für den Wiederaufbau der historischen Kolonnaden am Kupfergraben zwischen Schloss und Bauakademie weist die Linke-Politikerin zurück. "Das Grundstück mit dem Denkmalsockel gehört dem Land Berlin", sagte Lompscher der Berliner Morgenpost: "Deshalb entscheiden auch wir, was wir damit machen."
Morgenpost vom 12.12.2016 - von Joachim Fahrun und Isabel Jürgens
Lompscher erklärte, sie sei dagegen, jetzt vorschnell die Säulen wieder aufzustellen, bevor es für den Bereich vor dem Humboldt Forum ein schlüssiges Gesamtkonzept gebe. "Und das nur, weil der Bund Geld gibt."
Die neue Senatorin hätte persönlich nichts dagegen, wenn dort nicht das Einheitsdenkmal gebaut werden sollte. Den historischen Denkmalsockel sollte man auf jeden Fall denkmalgerecht sanieren. "Was aber nicht heißt, dass wir das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal und die dazugehörigen Kolonnaden wieder errichten wollen", sagte Lompscher. Auch die ebenfalls vom Bund finanzierte Versetzung des Neptunbrunnens vom Platz vor dem Roten Rathaus auf den Schlossplatz lehnt die Senatorin ab.
Stoppt das Ding!
Es wäre ein Jahrhundertfehler: Eines der glorreichsten Bau-Ensembles in Berlin, das Kulturforum, soll von einem monströsen Museumsneubau endgültig ruiniert werden.
Zeit vom 02.12.2016 - von Hanno Rauterberg
Wenn das 20. Jahrhundert bestimmt war von einer drängenden Freude am Unabsehbaren, von der Lust am Wagnis und von utopischem Überschwang, dann werden die Reste dieses Jahrhunderts gerade begraben. Sie werden eingehaust, weggesperrt in einem extragroßen, extrabanalen Schuppen namens Museum.
Nun wird niemand behaupten, das Kulturforum in Berlin, um das es hier geht, sei irgendwie urban oder zukunftsgeladen. Im Gegenteil, kaum ein anderer Platz wirkt derart verloren: Eine Kultursteppe inmitten der Hauptstadt, bekrönt vom Tempel der Nationalgalerie und den kreiselnden Formen der Philharmonie, und doch an Ödnis nicht zu überbieten. Es fehlt nicht die große Architektur, es fehlt nicht an Kunst, und an Menschen mangelt es schon deshalb nicht, weil auch die Staatsbibliothek am Kulturforum liegt und täglich einige Tausend Besucher anzieht. Woran aber fehlt es dann?
Streit um die Gestaltung des Schloss-Umfeldes
Der Bund stellt Geld für die Versetzung des Neptunbrunnens und der Kolonnaden neben das Schloss zur Verfügung. Aber so einfach ist es nicht.
Tagesspiegel vom 29.11.2016 - von Ralf Schönball
Historisch, autogerecht oder steinern? Mit Wippe oder Kolonnaden? Mit oder ohne Brunnen? Über die Gestaltung der Freiflächen rund um das Schloss wird wieder heftig gestritten, seitdem der Bund nun schon zum zweiten Mal mit dem Scheckbuch seine Präferenzen deutlich zum Ausdruck gebracht hat: Das Geld für die Versetzung der Kolonnaden und des Neptunbrunnens an ihren ursprünglichen Platz neben das Schloss steht zur Abrufung bereit – der Senat muss nur noch wollen.
Ein Toast auf Schinkel
Im Zentrum Berlins soll die Bauakademie wiedererstehen. Ein architektonisches Dokument, das wie kein zweites für die Konfliktlinien der deutschen Architekturgeschichte steht
Die Welt vom 25.11.2016 - von Dankwart Guratzsch
Tilmann Buddensieg hielt sie für wichtiger als das Berliner Schloss. Als Kunsthistoriker und Professor an der FU und der Humboldt-Universität Berlin war er eine der maßstabsetzenden Figuren in der Berliner Kulturdebatte der 80er- und 90er-Jahre und hatte großen Einfluss darauf, dass die Erinnerung an sie nie verblasste: die Bauakademie auf dem Friedrichswerder, Karl Friedrich Schinkels wohl eigentümlichstes Werk.
Der in rote Ziegel gehüllte Kubus, einst Ausbildungsstätte für preußische Baubeamte, gilt vielen als Ikone der deutschen Baugeschichte, als ein Pilotbau, an dem die gesamte architektonische Moderne des 20. Jahrhunderts Maß genommen hat, als Vermächtnis und „letztes Wort“ des großen preußischen Baumeisters, der das Bauen in Deutschland wie kein zweiter beeinflusst und geprägt hat. Jetzt soll das zu DDR-Zeiten abgerissene Gebäude wiedererrichtet werden. Und erstmals regt sich kein Widerspruch gegen ein Rekonstruktionsvorhaben.