Pressestimmen
Zunft und Zukunft
Historische Rekonstruktion oder nicht? Architekten äußern sich zu Bauakademie -Plänen
Berliner Zeitung vom 28.11.2022 von Ulrich Paul
Vor dem anstehenden Wettbewerb zum Wiederaufbau der Bauakademie am Schinkelplatz in Mitte haben sich die Berliner Architektenkammer und der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) gegen eine Vorfestlegung auf eine historische Rekonstruktion des Gebäudes ausgesprochen.
Der BDA forderte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf, „einen echten zukunftsoffenen Realisierungswettbewerb im Sinne Karl Friedrich Schinkels zur Wiedererrichtung der Bauakademie zuzulassen und sich als oberste Bauherrin der Stadt vorbildhaft und ohne Einschränkungen für eine angemessene Verfahrens- und Planungskultur einzusetzen“. Die Architektenkammer äußerte sich ähnlich. „Ausdruck und Gestalt des Bauwerks sollte den fachlich qualifizierten Teilnehmenden innerhalb eines schöpferischen Rahmens des Wettbewerbs freigestellt werden“, fordert sie.
„Vorrang für ein Verkehrsmittel ist falsch“
Fußgängerzone oder Autostraße – der Streit um die Friedrichstraße geht in die nächste Runde. Tobias Nöfer, Vorsitzender des Berliner Architekten- und Ingenieurvereins, über Mythos, Historie und Zukunft des Boulevards
Tagesspiegel vom 24.11.2022 von Udo Badelt
Herr Nöfer, seit Mittwoch ist die Berliner Friedrichstraße aufgrund eines Urteils des Verwaltungsgerichts wieder für den Autoverkehr geöffnet. Im Hause von Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch wird unter Hochdruck eine Umwidmung zur Fußgängerzone vorbereitet. Das vorangegangene Experiment, bei dem die Fußgängerzone mit einem Radschnellweg kombiniert war, funktionierte dort nicht. Was lief schief?
Es fehlte an einem Gesamtkonzept. Man hat einen Aktionismus gestartet, der nicht auf Analyse der Situation beruht, sondern ein politisches Statement war. Die Friedrichstadt ist ein Netzwerk, und wenn man da plötzlich eine Linie stark betont oder herausnimmt, hat das Folgen. Wir haben in Deutschland ausführlich Erfahrungen mit Fußgängerzonen gesammelt, die immer eine explizite Vorderseite und eine Rückseite produzieren, diese dann mit Lieferverkehr und Müll.
Friedrichstraße „Es ist nicht vorbei, wir kämpfen weiter“
Aktionsbündnis kündigt an, eine Fußgängerzone auf der Einkaufsstraße verhindern zu wollen – und die Autos sollen bleiben
Morgenpost vom 24.11.2022 von Birgit Lotze
Die Straßensperren sind abgebaut, die Friedrichstraße ist wieder eine Autostraße. Das Aktionsbündnis „Rettet die Friedrichstraße “, das die Öffnung für den motorisierten Verkehr vor Gericht erstritten hat, gibt trotzdem keine Ruhe. Die Mitglieder nutzten den ersten Tag für eine Demonstration an der Ecke Französische Straße. Das Bündnis fordert einen reibungslosen Verkehrsfluss auf der Friedrichstraße und ein schlüssiges Konzept für die gesamte Berliner Mitte.
Ein wenig sieht es wie eine kleine Drohung an Bettina Jarasch (Grüne) aus, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz des Landes Berlin . „Es ist nicht vorbei, wir kämpfen weiter“, steht auf dem größten Transparent der Mitglieder des Aktionsbündnisses. Bettina Jarasch hat ein Entwidmungsverfahren eingeleitet mit dem Ziel, die Friedrichstraße bald, möglichst schon im Januar, zur Fußgängerzone umzubauen.
Baustelle Berlin
Architektur - Warum Grüne und Linke sich gegen Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt stellen
Der Freitag vom 24.11.2022 von Lennart Laberenz
Irgendwo muss man anfangen – warum nicht bei Octavio Paz? Der hat in einem Gedicht notiert: „Stadt / ein Haufen kaputter Worte.“ Seine Aufzählung von Eindrücken ist ein abgesonderter Blick des Surrealismus: Wind blättert in staubigen Ecken durch alte Zeitungen, die Stadt mischt Erinnerungen, Stimmen, Handwerkerpfeifen zu einem Blätterwald aus Tönen. Octavio Paz hat nicht über Stadtentwicklung in Berlin gedichtet, obschon – diese Pointe kommt zugegeben flach daher – Surrealismus da manchmal richtig wäre. Und kaputt gemacht wird gerade auch einiges.
Streit über Molkenmarkt Senatsbaudirektorin überrascht mit Aussage im Ausschuss
Berliner Zeitung vom 21.11.2022 von Markus Wächter
Nach bisherigem Stand wurde im Werkstattverfahren zum Molkenmarkt kein Sieger gekürt. Hat sich die Jury nun doch zu zwei Gewinnern entschlossen?
Blick auf das Gebiet des Molkenmarkts: Wo jetzt noch eine überbreite Verkehrsschneise verläuft, soll bald ein neues Stadtquartier entstehen.
Der Ausgang des Werkstattverfahrens zur Neugestaltung des Molkenmarkts entzweit die rot-grün-rote Koalition. Grüne und Linke bemängelten am Montag im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses, dass in dem Verfahren kein Sieger gekürt wurde. Im Mittelpunkt der Kritik: Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt.