Pressestimmen
Wollen so viel bauen wie in den 90ern
Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt über Wohnungsmangel, Nachverdichtung und Berlins Besonderheit
Der Tagesspiegel vom 26.01.2022 | Das Interview führte Reinhart Bünger
Sie sind seit vier Wochen im neuen Amt. Welche Baustelle in Berlin beschäftigt Sie aktuell am intensivsten, der Molkenmarkt?
Es sind sehr viele Projekte, deren Entwicklungen eine hohe Relevanz für die Stadtgesellschaft und für die Innenstadtentwicklung der Stadt haben. Dazu zählen der Checkpoint Charlie, die Signa-Häuser, der Hermannplatz an sich, der Alexanderplatz und auch der Jahn-Sportpark mit dem Jahn-Sportstadion – das sind Orte in Berlin, um die ich mich kümmern werde. Was ich auch als wichtiges Wirkungsfeld für mich entdeckt habe, ist die gemeinsame Landesplanung: Berlin mit seiner engen Verzahnung mit Brandenburg durch den Siedlungsstern.
Interessenverbund spricht sich gegen autofreies Friedrichstraßen-Quartier aus
Berliner Woche vom 18.01.2022
Der Interessenverbund für Mitte hat sich gegen ein autofreies Friedrichstraßen-Quartier ausgesprochen. … In einem Interview mit der Berliner Zeitung sprach sich jetzt Berlins neue Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Bettina Jarasch (Grüne), für Fußgängerzonen rund um die Friedrichstraße und den Gendarmenmarkt aus. … Zu ihm gehören die IG Gendarmenmarkt, die Freunde und Förderer Gendarmenmarkt Berlin, die Zukunft Gendarmenmarkt und der Wirtschaftskreis Mitte.
Gas und Bremse
Tagesspiegel Checkpoint vom 19.01.2022
Ausgebremst fühlt sich angesichts grüner Gedanken auch so manch Autofahrende in dieser Stadt. Während die SPD-Regierenden aus Berlin und Brandenburg am Montag Parkplatz an Parkplatz betonten, dass man durchaus auch noch mit dem Auto in die Stadt hineinfahren können müsse, tritt die grüne Verkehrssenatorin auf die Bremse: Sie will mit Hilfe des Deutschen Städtetags mehr Tempo 30 in Berlin durchsetzen. Ein weiter Weg: Laut einer Civey-Umfrage für den Tagesspiegel haben 93 Prozent der Autobesitzer in Deutschland vor, auch welche zu bleiben. Nur vier Prozent planen, sich in diesem Jahr von ihrem Auto zu trennen. Und trotz Coronakrise und Halbleitermangel gibt es 400 000 Fahrzeuge mehr als im Vorjahr, Fazit: „Die Branche erwartet keine sinkenden Verkäufe.“ Brummt.
Luftschlösser in Serie
400 000 Wohnungen auf nicht existenten Grundstücken bauen: Das ist nicht das einzige Wunder, das von der neuen Bauministerin zu vollbringen ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.01.2022 von Matthias Alexander
Groß ist das Versprechen der Ampelkoalition, um nicht zu sagen tollkühn: "Wir werden das Bauen und Wohnen der Zukunft bezahlbar, klimaneutral, nachhaltig, barrierearm, innovativ und mit lebendigen öffentlichen Räumen gestalten." So steht es im Koalitionsvertrag. Die Frau, die das alles schaffen soll, heißt Klara Geywitz. Sie leitet das neu geschaffene Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen . Erstmals seit beinahe 25 Jahren gibt es somit wieder ein eigenständiges Bauministerium . Was erst einmal ein gutes Zeichen ist, weil es von der Bedeutung zeugt, die die neue Regierung dem Thema gibt.
Stellt sich nur die Frage, ob das Haus mit den ihm zugewiesenen Kompetenzen und seine Chefin mit ihren Fähigkeiten die Erwartungen erfüllen können. Was die bisher weithin unbekannte Ministerin angeht, so gibt es Anlass für vorsichtigen Optimismus. Die Karriere von Geywitz in der SPD ist zwar nicht eben strahlend verlaufen. 2019 flog sie aus dem Landtag und fand anschließend eine Stelle im Rechnungshof des Landes Brandenburg. Man kann aber auch freundlich auf diese Laufbahn blicken, gerade unter dem Aspekt, inwieweit sich Geywitz, die als prinzipientreu und sachorientiert gilt, auf ihre neue Aufgabe vorbereiten konnte. Fragen des Bauens werden weit mehr als vom Bund auf Landes- und Gemeindeebene bestimmt, auf beiden hat sie Erfahrungen gesammelt, in Potsdam als Stadtverordnete und als Aufsichtsrat der städtischen Bau - und Wohnungsholding.
Mein Leitbild ist die kompakte europäische Stadt
Die Berufung von Petra Kahlfeldt zur Senatsbaudirektorin von Berlin löste heftige Kritik aus: Ihre traditionsorientierte Architekturauffassung sei nicht zeitgemäß. Im ersten Interview spricht sie über gute Stadtquartiere, Rekonstruktionen und das kleinste Haus, das sie je gebaut hat
Die Welt vom 20.01.2022 von Rainer Haubrich
Der Lichthof im Gebäude der Bauverwaltung am Köllnischen Park ist eine Attraktion für jeden, der sich für Berlins Stadtentwicklung interessiert: Zwei riesige Holzmodelle der Innenstadt stehen dort, dazu ein Modell aus DDR-Zeiten, das zeigt, wie man sich das sozialistische Zentrum vorstellte. Den Ausstellungsraum mit Glasdach entwarf im Jahr 2006 das Ehepaar Kahlfeldt. Jetzt gibt Petra Kahlfeldt als neue Senatsbaudirektorin dort ihr erstes Interview. Gerade einmal zwei Wochen ist sie im Amt.
WELT:
Frau Kahlfeldt, haben Sie schon einmal ein Gebäude aus Holz gebaut?
Petra Kahlfeldt:
Ja, ein ganzes Holzhaus, ein sogenanntes "tiny house" in Sachsen-Anhalt als kleinen Rückzugsort im Grünen. Über viele Jahre war mein Schwerpunkt die Transformation von Gebäuden, da hatte ich vielfältige Kontakte mit Holz.