Gesellschaft Historisches Berlin e.V. - AKTUELLAUSGABE 2022 - NR. 02 - Berlin, den 09.03.2022 |
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Rückblick Die Jury des städtebaulichen Wettbewerbs zum Molkenmarkt hat in der ersten Phase sich für zwei Siegerentwürfe entschieden und die Architekten zu einer weiteren Bearbeitung aufgefordert. Am 3. Februar, haben Interessierte die prämierten Entwürfe zum Molkenmarkt mit den jeweiligen Architekten in einer digitalen Veranstaltung besprochen und ihre Anregungen und auch Kritik vorgetragen. Viele Teilnehmer forderten bei der weiteren Planung einen deutlichen gestalterischen Bezug zur historischen Bebauung zu nehmen. Archäologische Fenster reichten nicht aus. Einige wenige Leitbauten, wie z. B. die Schule Zum Grauen Kloster, sollten zusätzlich den Bezug verdeutlichen. Am 28. April 2022 findet die nächste Veranstaltung statt. Am 7. Juni 2022 vergibt die Jury den ersten Preis. Wir hoffen, dass die Architekten deutlich mehr Kleinteiligkeit in den Gebäudeblöcken einplanen. Die neuen Altstädte in Dresden, Potsdam und Frankfurt a. M. zeigen zahlreiche Rekonstruktionsprojekte. Auch jüngste städtebauliche Vorhaben lassen das Bild der europäischen Großstadt wiederauferstehen. Das Sündenregister der Berliner Denkmalbehörden wird immer größer. Vom Zuschauen beim Verfall des Grünauer Gesellschaftshauses Riviera, einem Bauwerksensemble, das Elemente des Jugendstils und des Klassizismus zeigte, dem Abbau der Statuen vor der Neuen Wache, dem Festhalten am Schutz des Nachkriegsstandortes des Schloss-/Neptunbrunnens und der Rossebändiger bis zu fragwürdigen Denkmalunterschutzstellungen der Plattenbauten in der Wilhelmstraße-West. Zu kritisieren sind Stellungnahmen zum Wiederaufbau des Klosterviertels insbesondere zur Errichtung der Schule zum Grauenkloster. Am 28. Februar fand eine Anhörung zu den Themen „Der Molkenmarkt und seine Umgebung“ und „Ist die Historische Mitte noch zu retten? Bilanz des Scheiterns und Ausblick auf die weitere Entwicklung“ im Stadtentwicklungsausschusses des Abgeordnetenhauses statt. Dem Vorsitzenden der GHB wurde Gelegenheit gegeben, einen kurzen Vortrag zu beiden Themen zu halten. Nachfolgend der Vortragsinhalt: Am Molkenmarkt und im Klosterviertel Der festgesetzte Bebauungsplan sieht für den Molkenmarkt wieder einen viel zu großen Verkehrsraum vor. Die Planung sieht zwei Richtungsfahrbahnen mit je 3 Fahrstreifen und eine Straßenbahntrasse mit 12m Breite, also eine Verkehrsraumbreite von 45 m vor. Dieser viel zu breite öffentliche Raum lässt keine Urbanität und hohe Aufenthaltsqualität erwarten.
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Aktuelle Presse 2022 Bauentwicklung allg. / Kultur / Politik / Berlin Mitte: Meine Arbeit ist noch nicht vollendet „Ich habe mich mein Leben lang vor runden Geburtstagen gedrückt – das wird auch diesmal so bleiben“, sagt Wilhelm von Boddien, der am heutigen Sonntag 80 Jahre alt wird. Dabei hätte von Boddien in diesem Jahr sogar doppelten Grund, sich feiern zu lassen: Vor 30 Jahren gründet er den Förderverein Berliner Schloss, mit dem er maßgeblich dafür sorgte, dass in Berlins historischer Mitte ein teilrekonstruiertes Schloss steht. Bullerbü ist kein Ideal für eine moderne Metropole Kein neuer Berliner Wirtschaftssenator kommt um die Frage herum, ob er gelegentlich in der Schlafkammer neben seinem Büro in der Senatsverwaltung in Schöneberg übernachtet. Nein, natürlich nicht, sagt Berlins neuer Wirtschaftssenator Stephan Schwarz. Aber auch er kennt Anekdoten über den niedrigen Raum, in dem einst Elmar Pieroth seinen Wein gelagert haben soll. Ein Gespräch über plötzliche Wechsel im Lebensweg, „gute Arbeit“ und die Bullerbüisierung Berlins. Offener Brief an Lederer: Autokratisch gegen Stadtinteressen Die Zerstörung der 800 Jahre alten Holzstraße am Molkenmarkt hat allgemeines Entsetzen ausgelöst. Auch der Verein für die Geschichte Berlins, aktiv seit 1865, reagiert empört auf die Zerstörung des erst vor kurzem bei den archäologischen Grabungen entdeckten Denkmals aus der Entstehungszeit Berlins : „Zerstörung ist der letzte aller Schritte und sollte erst nach Ausschöpfung sämtlicher Optionen und ausführlicher interdisziplinärer Beratung in Betracht gezogen werden!“, heißt es in einem Offenen Brief an den zuständigen Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Baumeister ohne Bauten Als "größtes Genie im Baufache " galt Zeitgenossen in Preußen im ausgehenden 18. Jahrhundert Friedrich Gilly, dessen Werke den Klassizismus mit der Revolutionsarchitektur aus Frankreich verbanden, dem Land also, aus dem seine Familie hundert Jahre zuvor nach Preußen geflohen war. Obwohl Gilly schon im Alter von 28 Jahren starb und nur ein einziges kleines Bauwerk von ihm in ruinösem Zustand erhalten ist, ist der Architekt bis heute wirkmächtig. Gillys Entwurf für das Denkmal für Friedrich den Großen von 1796 nahm Debatten, die bis heute den Architekturdiskurs prägen, vorweg, und auch sein Verständnis von modernem Städtebau war bahnbrechend. Auf der Suche nach Berlins verlorener Mitte Drei Damen erinnern daran, was einmal war. „Victoria“ schwebt mit kupfergrünen Flügeln über Erdhügel, Müll und heruntergekommene Sozialwohnungsbauten. Der „Friede“ ihr gegenüber ist eine streng dreinschauende Dame mit Schwert und Kranz. Daneben konzentriert sich die „Geschichtsschreibung“ auf ihre marmorne Schreibtafel, die mit drei Jahreszahlen an die Befreiungskriege erinnert. 1813, 1814, 1815 waren mal identitätsstiftende Jahreszahlen in Europa. Kleist-Park wird nach historischem Vorbild saniert Der denkmalgeschützte Heinrich-von-Kleist-Park in Schöneberg soll umfangreich saniert werden. Insgesamt 2,5 Millionen Euro stehen dafür bereit. Der Park soll mit Neupflanzungen und neuen Wegeverbindungen in seiner historischen Erscheinung wieder hergestellt werden. In einem für Interessierte offenen Webinar stellte das Straßen- und Grünflächenamt Tempelhof-Schöneberg gemeinsam mit dem beauftragten Landschaftsarchitekten am Mittwochabend eine erste Entwurfsplanung vor. Kahlfeldt: „Mir geht es nicht darum, alles zurückzudrehen“ Seit Anfang dieses Jahres hat Berlin eine neue Senatsbaudirektorin. Die Berliner Architektin Petra Kahlfeldt hat das Amt von Regula Lüscher übernommen, die sich im Juli 2021 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzen ließ. Ihre Berufung löste heftige Proteste in der Berliner Architekten- und Planerszene aus. Die Ernennung der 61-Jährigen zur Senatsbaudirektorin sei „eine Kampfansage an eine soziale und ökologische Stadtpolitik“, schrieben ihre Kritiker in einem Offenen Brief, der in den Feuilletons der Republik für Furore sorgte. Seit gut einem Monat ist die umstrittene Planerin nun im Amt. Im Interview verrät die Architektin, wie sie mit der Kritik umgeht – und welche Ziele sie sich gesetzt hat. Wenige Anwohner, viele Planer – und ein dominanter Verein Was muss ein Werkstattverfahren leisten, um tatsächlich als „Bürgerbeteiligung“ durchzugehen? Am Donnerstagabend fand der erste von zwei Werkstattterminen zu den prämierten stadtplanerischen Entwürfen für den Molkenmarkt statt – und ließ für die nächste Veranstaltung um die künftige Gestalt eines zentralen Orts der historischen Mitte im April noch deutlich Luft nach oben. So wird um die Zukunft des Molkenmarkts gestritten Lassen sich die Wunden, die die Stadtplanung in der Zeit des Nationalsozialismus, Kriegszerstörungen und die Verkehrsplanungen aus der DDR-Zeit Berlins ältestem Platz, dem Molkenmarkt, geschlagen haben, wirklich heilen? Und wenn, mit welchem städtebaulichen Konzept? Auf diese Frage suchten am Donnerstagabend in einer mehrstündigen „öffentliche Werkstatt“ mehr als 130 interessierte Bürger eine Antwort. Grundlage der Online-Diskussion, zu der die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingeladen hatte, waren die beiden Siegerentwürfe eines städtebaulichen Wettbewerbs, der Ende 2021 entschieden wurde. Deutlich wurde dabei vor allem eins: Die Auseinandersetzung darüber, was dort eigentlich entstehen soll, ist noch lange nicht vorbei. Was schön ist, bestimmen nicht länger moderne Architekten Über Jahrzehnte hat man den Bürger als architektonischen "Laien" abqualifiziert und die Rekonstruktion lebenswerter Altstädte "reaktionär" genannt. Jetzt, wo diese Epoche zu Ende geht, ist ein Kulturkampf um unsere Innenstädte entbrannt. Dabei geht es nicht zuletzt um lukrative Aufträge. Wir erleben eine beispiellose Verunglimpfung von Architekten und Bauprojekten, die nicht dem Schema "zeitgemäßer" Architektur entsprechen. Wo eine Fassade, ein Turm, ein Stück Altstadt gar, womöglich ein Schloss wiederaufgebaut oder rekonstruiert werden soll, sind die Kritiker schnell mit Totschlagvokabeln wie "reaktionär" oder "faschistoid" zur Stelle. Aber rekonstruiert, wiederaufgebaut, saniert und modernisiert wurde zu allen Zeiten. Altstadterneuerung ist ein Dauerthema der Architekturgeschichte.
Die erste Phase des Städtebaulichen Wettbewerbs zum Molkenmarkt in Mitte ist entschieden und hat gleich zwei Siegerentwürfe hervorgebracht. Dort, wo gerade erst Berlins älteste Straße, ein Bohlenweg aus dem Jahr 1236 von den Archäologen freigelegt wurde , soll wieder ein Stück echte Innenstadt entstehen. Aktuell ist der Molkenmarkt nicht viel mehr als eine extrem verkehrsbelastete Kreuzung . Am kommenden Donnerstag, 3. Februar, können Interessierte die prämierten Entwürfe zur Umgestaltung nun mit den jeweiligen Planungsteams besprechen und ihre Anregungen und auch Kritik äußern.
Ist das Wohnquartier an der Wilhelmstraße ein Denkmal? Diese Frage wird aktuell lebhaft diskutiert. Während Berlins Landeskonservator Christoph Rauhut von „einem Leuchtturmprojekt der Ost-Berliner Hauptstadtplanung“ spricht, kommt von der Gesellschaft Historisches Berlin grundsätzliche Kritik an der Entscheidung des Landesdenkmalamts. Der Verein sieht eine „fatale Fehlentscheidung“. Das unvollendete Ensemble sei ein Versuch gewesen, das Todesstreifengelände städtebaulich aufzuwerten, erklärt Gerhard Hoya, Vorstandsvorsitzender des Vereins. Eine Denkmalwürdigkeit kann er nicht erkennen.
Sehr geehrter Herr Casdorff,
Es war eine Einkaufsstraße, und fast alle Mieter dort sind oder waren abhängig vom Konsum. Geht der nennenswert zurück, wird es Verlierer auf der Anbieterseite geben. Mit jedem geschlossenen Geschäft verliert die „Einkaufsmeile“ mehr und mehr an Attraktivität. Im Endeffekt werden sich nur schwer Mieter finden, die für ein vielfältiges und damit interessantes Angebot sorgen könnten. Um attraktiv zu sein, benötigt man ein vielfältiges Angebot und muss für Konsumenten, vor allen Dingen für solche mit gutem Einkommen, interessant sein.
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Inhaltlich verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV Gerhard Hoya - Vorstandsvorsitzender |
Tel. 030 - 20 45 47 46 |