Pressestimmen
Wir brauchen in den Kiezen ein Recht auf Schatten
Grünen-Fraktionschefin Silke Gebel über Straßen voller Tücher, neue Unterrichtszeiten und die Flussbad -Pläne
Tagesspiegel vom 14.08.2022 -das Interview führten Julius Betschka und Daniel Böldt
Frau Gebel, wir sitzen hier direkt am Spreekanal, würden Sie hier baden?
Es ist laut Badegewässerschutzverordnung verboten. Ich war schon mal an der Insel der Jugend in der Spree schwimmen. Das war toll. Aber ich würde nicht empfehlen zu springen, denn die Wasserstände in Berlin sind viel zu niedrig.
Reicht denn die Gewässerqualität?
Alle Untersuchungen der Spree und auch des Spreekanals haben ergeben, dass das Wasser Badequalität hat. Das variiert aber natürlich – wie in jedem Badesee auch. Echte Probleme gibt es nur bei starken Regenfällen: Dann läuft die Mischwasserkanalisation über, dann fließt auch das Abwasser aus den Toiletten in die Spree. Das ist der Grund, warum der Fluss heute insgesamt kein Badegewässer ist. Vor 100 Jahren konnte man genau hier, am Spreekanal, ins Wasser hüpfen und sich erfrischen.
Grünen-Fraktionschefin: Müssen Stadt „langfristig kühlen“
Berliner Zeitumg vom 14.08.2022, dpa
Berlin muss sich nach Meinung der Grünen-Politikerin Silke Gebel besser auf Hitze vorbereiten. Berlin brauche Hitzeaktionspläne für alle Politikbereiche, sagte sie dem „Tagesspiegel“ (Sonntagsausgabe). Ältere Menschen seien besonders gefährdet und benötigten eine gute Versorgung durch den öffentlichen Gesundheitsdienst. An Schulen würden mehr Trinkwasserspender benötigt. „Nicht einen pro Schule“, sondern einen pro hundert Schülerinnen und Schüler. „Das gibt es bislang nicht.“
Die Klimaautobahn ist keine Utopie
Die ausgebaute A100 kann zum Beispiel für Verkehrsinnovation werden – das zeigt der Blick in die USA
Tagesspiegel vom 08.08.2022 von Stefan Evers
Die Debatte über den Ausbau der A100 entzweit seit Jahrzehnten das politische Berlin . „Nicht zu Ende gedacht“ schimpfen die einen. „Nicht zu Ende gebaut“ klagen die anderen. Die Mehrheit der Berliner will den Weiterbau, heißt es immer wieder in den Umfragen. Und trotzdem kämpfen die Regierungsparteien mit zunehmender Verbissenheit dagegen an. Die Wahrnehmung zwischen Bevölkerung und der rot-grün-roten Koalition klafft beim Thema Stadtautobahn weit auseinander, so viel ist sicher.
Die Wilhelmstraße ist eine Straße mit Geschichte
Von Kreuzberg nach Mitte führt die Wilhelmstraße – trotz Sehenswürdigkeiten wird sie oft übersehen.
Morgenpost vom 05.08.2022 von Dirk Teuber
Verlaufen ist auf diesem Spaziergang von Kreuzberg nach Mitte nicht möglich. Die Wilhelmstraße führt schnurgerade nach Norden. Beginnend am U-Bahnhof Hallesches Tor gehen wir zunächst Richtung Westen, bis wir auf die Kreuzung Mehringdamm Wilhelmstraße treffen. Rechts beginnt die Wilhelmstraße, die nach wenigen Metern am Willy-Brandt-Haus, der SPD-Zentrale, vorbeiführt und von der die Stresemannstraße abgeht, die zum Tempodrom führt und später am Potsdamer Platz mündet. Derzeit ist im architektonisch herausstechenden Gebäude die Ausstellung „Fragmente des Krieges“ zu sehen, in der drei Fotografinnen ihre bedrückenden Impressionen aus der Ukraine zeigen.
Direktiven für die schöne Stadt
Christoph Mäckler und seine Mitautoren suchen in ihren Anleitungen zur Stadtbaukunst nach alten Regeln für neues Bauen.
Franfurter Allgemeine Zeitung vom 06.08.2022 von Michael Mönniger
Im abendländischen Staatsdenken wurden neue Gesellschaftsideen stets zuerst in städtebaulichen Formen dargestellt, vom himmlischen Jerusalem über das neue Atlantis bis zu den Hochhausstädten der Moderne. Doch neben den großen Zukunftsentwürfen gibt es seit dem neunzehnten Jahrhundert immer mehr Städtebau -Lehrbücher als retroaktive Manifeste.
Sie rekonstruieren die Formprinzipien früherer Bauepochen, um daraus Planungskriterien für künftige Herausforderungen zu gewinnen. Solche rückschauenden Prophetien wollen eine Ordnung in die Welt bringen, die auf sozialen Wunschvorstellungen aufbaut, denen die Gesellschaften oft entwachsen sind.